Crosspost: Den Edgerank von Facebook verstehen

Woran misst man den Erfolg einer Facebookseite? An den direkten Spendenzuflüssen und Newsletteranmeldungen? Bleiben wir ehrlich – die meisten Organisationen messen ihren Erfolg auf Facebook an der Anzahl der Fans. Die Euphorie über hunderte hinzugewonnene Fans in allen Ehren, aber die tatsächliche Reichweite bildet die Fanzahl alleine nicht ab. Die Botschaften müssen die Fans auch noch erreichen. Und dies ist nicht immer der Fall.

Edgerank statt Pagerank

Ebenso wie Google einen PageRank nutzt um die Relevanz von Internetseiten einzuschätzen, obliegt es dem Edgerank-Algorithmus bei Facebook die individuelle Relevanz von Meldungen für die Nutzer einzuschätzen. Damit nicht jeder Facebook-Nutzer die Meldungen von mehreren hundert Freunden und Seiten lesen braucht, führt der Edgerank eine Vorsortierung durch.

Der Edgerank entscheidet über die Sichtbarkeit von Meldungen in dem Newsfeed der Fans. Dieser ergibt sich unter anderem aus dem Verhältnis von allgemeiner und persönlicher Interaktionsrate mit der Gesamtzahl der Unterstützer. Das kann dazu führen, dass eine Seite mit einer sehr hohen Unterstützerzahl aber geringer Interaktionsrate letztlich für weniger Menschen im Newsfeed sichtbar ist, als eine Seite mit weniger Unterstützern aber deutlich intensiverer Diskussion einzelner Beiträge.

Facebook ist ein Netzwerk sozialer Beziehungen. Aus diesem Grund basiert der Edgerank zwar für alle Mitglieder nach dem gleichen Prinzip, wird aber für jede Person und jeden Beitrag indiviuell berechnet. Die Werte sind dynamisch und damit stetiger Veränderung unterworfen.

Funktionsweise des Edgerank

Die grobe Funktionsweise des Edgerank hat Facebook der Öffentlichkeit vorgestellt. Demnach fließen in den Edgerank (E) drei Werte ein: 1. die Affinität zwischen Nutzer und Anbieter (u), 2. das Gewicht der Aktivität (w) und 3. die Verfallszeit der Aktivität (d).

Die drei Werte kurz erklärt:

  • Die Affinität errechnet sich aus den Interaktionen, die in der Vergangenheit zwischen Nutzer und Anbieter stattfanden. Wer eine Meldung eines Freundes oder einer Seite kommentiert oder den Like-Button drückt, wird auch zukünftig eher an einer Meldung dieses Anbieters interessiert sein.
  • Mit der Gewichtung eines Beitrages ist die Interaktionsrate gemeint, die durch alle Nutzer mit dem einzelnen Beitrag entsteht. Nicht bestätigt ist bislang, dass hierbei der persönliche Freundeskreis und dessen entsprechende Interaktion eine zusätzliche Gewichtung erfährt.
  • Die Verfallszeit bezieht sich lediglich auf die Aktualität des Beitrages.

Die Funktionsweise des Facebook-Edgerank erklären Facebook-Mitarbeiter im folgenden Video:

edgerankchecker – alles nur ein Bluff?

Vor einigen Wochen startete das neue und kostenfreie Analysetool www.edgerankchecker.com. Dieses soll Seiten-Inhabern ermöglichen den Edgerank ihrer Seite zu bestimmen und darüber hinaus unter anderem festzustellen, welche Uhrzeiten am Besten geeignet sind um Interaktionen mit den Fans zu initiieren.

Auch wenn einige Blogs sehr positiv über dieses Instrument berichten – Skepsis ist angebracht. Es scheint sich lediglich um eine Gegenüberstellung der Impressions mit der jeweiligen Interaktionsrate zu handeln. Wer die Metriken und die Funktionsweise des Edgeranks verstanden hat, der weiß, dass der Edgerank ein individueller Wert ist und nicht als allgemeiner Wert einer Facebook-Seite festgestellt werden kann. Natürlich sind die angegebenen statistischen Auswertungen interessant und können bei der Redaktionsplanung von Nutzen sein, den Edgerank stellen sie jedoch nicht dar. So lange der exakte Edgerank-Algorithmus geheim ist und Facebook keine entsprechende Schnittstelle bereitstellt, gibt es auch keine Möglichkeit den Wert für sich persönlich oder einen einzelnen Beitrag auszulesen.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Crosspost des sozialmarketing.de-Projekts.
Hier geht es zum Original.

4 Replies

  • Da man leider sonst keine Instrumente hat muss man sich ja mit dem edgerankchecker vorerst zufrieden geben – daher die Euphorie. Ich sehe da jedenfalls ein eigenes Business heranwachsen, bei dem am Edge Rank geschraubt werden wird.

  • Im Grunde können solche Rankingtools nicht viel mehr als Trends aufzeigen. Die Interpretation dieser Trends und welche Relevanz ich diesen zumesse, ist dagegen entscheidend. Viele Faktoren, die die Relevanz eines Accounts bestimmen, sind mit dem gesunden Menschenverstand erfassbar. Was nützen Tausende Fans und Follower, die wenig oder gar nicht interagieren? Es ist u. E. sogar unproduktiv, sich um eine „künstliche“ Aufwertung zu bemühen (Das ist ein wenig wie Bilanzen fälschen;-)

    Darüberhinaus können solche Tools, besonders wenn sie schon ausgereift sind, interessante Infos liefern, besonders wenn über einen langen Zeitraum hinweg analysiert wird. Um Informationen zu sammeln und darzustellen, sind Automatisierungen sehr arbeitserleichternd. Die Auswertung bedarf aber Wissen.

    Die Masse der Follower / Fans finde ich wichtig und unwichtig zugleich. M. E. gibt es eine Art „kritische Masse“ – je mehr User folgen, desto häufiger wird das für deren „Freunde“ sichtbar. Die Wahrscheinlichkeit neue Follower zu gewinnen, wird also erhöht. Eine große Anzahl von Fans/Followern beeindruckt eben nun mal auf den ersten Blick. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass überhaupt jemand anwesend ist bzw. sich Zeit nimmt zu lesen und zu kommentieren. Bei sehr vielen Followern kann zu einer kontinuierlichen Aktivität auf der Timeline führen.

    Na ja – und irgendwie sind diese Rankings zudem (im Sinne von „Gamification“) tatsächlich nette Spielzeuge, die u. U. der Eitelkeit schmeichelt… Aber das ist tatsächlich kein sachliches Argument. Mal sehen, wie sich der edgerankchecker noch entwickelt. Momentan liefert mir dieses Toll nichts, was ich nicht schon wusste bzw. alleine schon durch die Statistiken auf FB gründlicher analysieren konnte.

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