Carta Salon: „Was tun?! Die Rückkehr des Politischen – zwischen Aktivismus und Aktionismus“.

The Carta Salon on 24th of March promises to be very fascinating event:

Es soll um die Frage gehen, was jeder/ einzelne und wir gemeinsam machen können in diesen Zeiten. „Unser System kämpft ums Überleben“, sagt Harvard-Politikwissenschaftler Sascha Mounk. Und was tun wir?

Es geht ja viel rum in letzter Zeit: in Parteien eintreten, neue Parteien gründen, eigene Projekte entwickeln, Plattformen bauen, demonstrieren und protestieren, aber auch Abwendung und panischer bis geordneter Rückzug… Für viele, die sich politisch eher zurück gehalten haben bislang, ist das auch mit einigen Fragezeichen und Unsicherheiten verbunden nach vermeintlich fetten Zeiten.

Eingeladen haben wir dazu auch Romy Krämer (Geschäftsführerin von der Guerilla Foundation), Jasmin Siri (Politische Soziologie, Bielefeld / LMU München), Dieter Rucht (Vorsitzender des Vereins für Protest- und Bewegungsforschung). Die Moderation übernehmen Bettina Fackelmann und Christian Neuner-Duttenhofer.

Photo by philwirks

Adventskalender: Lessons Learned – Besonderheiten grenzübergreifender ePartizipationsprojekte

Von September 2012 bis Juli 2013 haben ikosom und das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) ein grenzübergreifendes ePartizipations-Projekt durchgeführt. Junge Menschen aus Frankreich und Deutschland waren aufgerufen, unter dem Leitsatz „Europa ist meine Zukunft, wenn…“ ihre Wünsche und Forderungen für ihre Zukunft hier in Europa einzubringen. Die Ergebnisse des Projekts wurden in Form des Appells der deutschen und französischen Jugend an die Politik offiziell an die Jugendministerinnen von Deutschland und Frankreich überreicht.

Nachdem ikosom-Kollegin Kristin am Montag kurz ein paar nützliche Tools für (e)Partizipations-Projekte vorgestellt hat, möchten wir Euch heute an unseren Erfahrungen mit international ausgerichteter ePartizipation teilhaben lassen. Im Folgenden stellen wir Euch die aus unserer Erfahrung heraus wichtigsten Faktoren vor, die bei der Konzeption und Durchführung derartiger Projekte beachtet werden sollten.

ikosom-advent-11

Juristische Rahmenbedingungen

International ausgerichtete ePartizipations-Projekte sollten mit den relevanten juristischen Rahmenbedingungen der beteiligten Länder vertraut sein. Die Datenschutzbestimmungen sind beispielsweise von Land zu Land verschieden. Um hier juristische Fettnäpfchen zu vermeiden, ist es also bei jedem ePartizipations-Projekt – und bei jenen, die sich an jugendliche Zielgruppen wenden um so mehr – ratsam, sich mit den Datenschutzrichtlinien der am Projekt beteiligten Länder vertraut zu machen und diese in der Konzeption und Durchführung des Projekts zu berücksichtigen.

Der Faktor Sprache

Die Sprache ist in grenzübergreifenden ePartizipations-Projekten einer der wichtigsten Aspekte und hat Einfluss auf mehrere Projektfaktoren.

Lingua Franca?

Zunächst muss die Entscheidung getroffen werden, ob man mit einer Lingua Franca arbeiten möchte oder aber die Sprachen aller Zielgruppenländer gleichwertig integrieren möchte. Eine Lingua Franca hat den Vorteil, dass die Beteiligungs-Website in nur einer Sprachversion erstellt werden muss, hier also weniger finanzielle Ressourcen benötigt werden. Auch der personelle Aufwand ist bei dieser Option geringer, da der nicht zu unterschätzende Übersetzungsaufwand umgangen wird. Eine Lingua Franca kann jedoch auch zur Beteiligungshürde werden. Für potenzielle Teilnehmer der ePartizipation ist es unter Umständen schwierig und abschreckend, ihre Meinungen, Gedanken und Forderungen in einer Fremdsprache formulieren zu müssen, und kann dazu führen, dass sie sich gegen eine Teilnahme entscheiden.

Da wir im DFJW-Projekt lediglich zwei Kernsprachen bedienten, haben wir uns gegen eine Lingua Franca entschieden und sind damit sehr gut gefahren, auch wenn das zeitnahe Übersetzen neu eingereichter Beiträge zu Stoßzeiten eine echte Herausforderung war. Diese Option ist aus unserer Sicht das Ideal, rechnet sich aber je nach vorhandenem Budget und Personal ab einer Anzahl von mehr als 2-3 Sprachen vermutlich leider nicht mehr.

Übersetzung ≠ Übersetzung
Entscheidet man sich für die Integration aller beteiligten Sprachen, sollte man sich eines Risikos laufend bewusst sein: Übersetzung ist nicht gleich Übersetzung. Gerade bei inhaltlich anspruchsvollen ePartizipations-Projekten, die komplexe Themen behandeln, sind sprachliche Feinheiten und das, was zwischen den Zeilen eines Beitrags gesagt wird, sehr wichtig. Diese Details und impliziten Botschaften sollten in der Übersetzung in die jeweils andere(n) Sprache(n) möglichst nicht verloren gehen, um den Sinn des Originals nicht versehentlich zu verfälschen. Das funktioniert in der Regel nur dann, wenn im Übersetzungsteam Muttersprachler aller Projektsprachen vorhanden sind, die mindestens eine der anderen Projektsprachen sehr gut beherrschen.

Projekt-Website
Auch im Backend der Projekt-Website sollte der Faktor Übersetzung angemessenen berücksichtigt werden. Das gewählte CMS-System sollte das Übersetzen von neuen Beiträgen für die Online-Moderatoren/Übersetzer so schnell und unkompliziert wie möglich machen.

Zusammenstellung des Projektteams
Der Faktor Sprache spielt in der internen Kommunikation des Projektteams ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem in etwas stressigeren Zeiten hat es sich für uns im DFJW-Projekt als großer Vorteil erwiesen, dass alle Mitglieder des Kernteams sowohl Französisch als auch Deutsch beherrschten – und sei es nur passiv, d.h. zumindest das Hör- und Leseverstehen in der Fremdsprache klappte zuverlässig. Es kam beispielsweise immer wieder vor, dass in einer Diskussion (ob per E-mail oder „face-to-face“) der Wechsel von einer Sprache zur nächsten fließend stattfand. Sprachliche Missverständnisse kamen so kaum vor und konnten wenn doch schnell geklärt werden.

Der Faktor Kultur

Man versteht sich sprachlich, hat aber dennoch das Gefühl, immer wieder aneinander vorbei zu reden? In diesem Fall machen einem vermutlich die Aspekte der Kultur und der interkulturellen Kompetenz zu schaffen. Auch dies sind Faktoren, die sich vielfältig auf grenzübergreifende ePartizipations-Projekte auswirken können, vor allem in Projekten, an denen sehr unterschiedliche Kulturkreise beteiligt sind. Deutschland und Frankreich liegen kulturell zwar nicht allzu weit auseinander, der Kulturfaktor war aber auch hier im Detail dennoch immer wieder relevant.

Kommunikationsarbeit
In der Kommunikationsarbeit mit Presse und Öffentlichkeit sind bei grenzübergreifenden Projekten die Eigenheiten und die formellen Gepflogenheiten der professionellen Öffentlichkeitsarbeit der beteiligten Länder zu berücksichtigen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Eine Pressemitteilung in einem Land kann beispielsweise etwas anders aufgebaut sein als die in einem anderen. Im Extremfall können die kulturellen Unterschiede in der professionellen Kommunikationsarbeit für einzelne Projektländer eine jeweils eigene Kommunikationsstrategie erfordern.

Projektteam
Innerhalb des Projektteams ist es für die Motivation, das zwischenmenschliche Verständnis und eine reibungslose Zusammenarbeit hilfreich, wenn bei allen Beteiligten ein Bewusstsein für die wichtigsten kulturellen Charakteristiken der involvierten Länder vorhanden ist und auf interkulturelle Kompetenz Wert gelegt wird.

Projekt-Website
Wird auf der Projekt-Website mit Symbolik gearbeitet, so ist es wichtig, dass diese in allen beteiligten Kulturkreisen gleich interpetiert und eindeutig verstanden wird. Vor allem dann, wenn die Symbolik für das Verständnis des Teilnahmemechanismus entscheidend sind.

Gelten diese Eigenheiten grenzübergreifender ePartizipation tatsächlich nur für internationale Beteiligungsprojekte, oder sollten sie bei genauerem Betrachten auf alle, auch nationale Beteiligungsprojekte angewendet werden? Schließlich leben in den meisten Ländern dieser Erde mehrere Kulturen und Sprachen zusammen bzw. nebeneinander. Was meint Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinung!

Blogparade und Twitterparade zum Fiskalpakt – Wie politisch sind 140 Zeichen?

Wir wollen ein Experiment starten – angesichts der europaweiten Diskussion um die sogenannte Schuldenkrise in Griechenland, Spanien, Italien und anderen Ländern und die Rolle von Deutschland innerhalb dieser Krise, und angesichts der innenpolitischen Diskussion um die Angemessenheit des ESM fragen wir uns, wie die Twitterer und Blogger in Deutschland darüber diskutieren.

Wir rufen daher zu einer Blogparade und einer Twitterparade auf, mit dem Ziel herauszufinden, ob sich auf Twitter in 140 Zeichen eine Debatte zu diesem doch recht hochkomplexen Thema entspannen. Das gemeinsame Hashtag ist #newropeans, mit dem wir Eure Debattenbeiträge bünden wollen.

Warum dieser Hashtag? Am 30. Juni findet von 9.30-17 Uhr in der Kulturbrauerei Berlin eine Debatte mit dem Titel „Vom Fiskalpakt zu einem Euroland-Bürger-Pakt!“ statt.  Die Debatte wird veranstaltet unter www.forum-democratisation-euroland.eu. Sie wird unterstützt von der Euroland-Bürgerbewegung www.newropeans.eu
und von Promete-NewropMag: www.newropmag.eu.

Es wird vier Foren geben und genau dazu wollen wir auch Eure Kommentare via Twitter und Blogs.

  • 1. DIE ZUKUNFT DER DEMOKRATIE IN EUROLAND (1)
    Der Erfolg von Rechts- und Linkspopulisten und die Suche nach neuen Wegen des politischen Ausdrucks – mit Margit Reiser-Schober (Newropeans), Massimiliano Gambardella (Freunde von Beppe Grillo), Jan Umsonst (Occupy Frankfurt), David Nadasi (Parti Pirates, Democracia Real Ya)
  • 2. DIE ZUKUNFT DER JUGEND EUROLANDS (2)
    Die Krise, ihre politischen, sozialen und ökonomischen Aspekte:Die Wiederkehr der Solidarität – mit Veronique Swinkels (Newropeans), David Nadasi (Parti Pirates, Democracia Real Ya), Thijs de Wolff (Newropeans und ehemaliges AEGEE Mitglied)
  • 3. DIE ZUKUNFT EUROLANDS IN DER WELT (3)
    Die internationale Politik Eurolands, das neue globale Gleichgewicht:Auf die BRICS zugehen – Vortrag von Franck Biancheri (LEAP 2020)
  • 4. DIE ZUKUNFT DER DEMOKRATIE IN EUROLAND (4)
    Institutionen und Instrumente: für eine gemeinsame Wirtschaftsregierung Eurolands – vom Fiskalpakt zu einem Euroland-Bürger-Pakt – mit Anna-Maria Hetze, Ralf Pichler (Newropeans), Manuel Rodriguez-Girones

Es wird einen Livestream geben und auf Facebook kann man sich anmelden. Wir freuen uns über Eure Kommentare und Tweets.

Hier schon ein paar spannende Tweets zum Fiskalpakt:

https://twitter.com/BabettesChefin/status/216886300937162752

https://twitter.com/tehabe/status/216907334591578112

Der Ministerpräsident und das Crowdsourcing

Wer auch immer gerade in der Bayerischen Staatskanzlei die Termine plant, er hat einen guten Riecher für spannende und digitale Themen.

5. Juli, 17.30 Uhr in Berlin: Impulsreferat von Ministerpräsident Horst Seehofer “Demokratie 2.0 wagen – Wie viel Crowdsourcing braucht die Politik?” mit Dr. Frank Schirrmacher, Anke Domscheit-Berg, Prof. Dr. Patrizia Nanz und Achim Gutjahr.

Nach der Facebook-Party im Münchener P1 gibt der bayerische Ministerpräsident nun ein Gastspiel in Berlin mit dem Titel „Demokratie 2.0 wagen – Demokratie 2.0 wagen – Wie viel Crowdsourcing braucht die Politik?“. Auf dem Podium sitzen Dr. Frank Schirrmacher, der die traditionsreiche Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Leitmedium der digitalen Avantgarde machte, Prof. Dr. Patrizia Nanz, Professorin an der Universität Bremen und
Autorin „Handbuch Bürgerbeteiligung“ sowie Anke Domscheit-Berg, einer der profiliertesten Streiterinnen für digitale Bürgerbeteiligung. Moderiert wird das ganze von dem medialen Tausendsassa Richard Gutjahr.

Das Internet macht der Politik zunehmend Beine. Die Menschen artikulieren im digitalen Debattenraum im Echtzeit-Rhythmus ihre Meinung und fordern damit ungefragt, nachhaltig und unabhängig von Wahlterminen die Politik heraus. Dies verstärkt den Druck hin zu einem Mehr an Einbindung über ein offenes, transparentes und auf Beteiligung ausgerichtetes staatliches Handeln:
Die Demokratie muss ins Netz rücken, sonst wird sie ins Netz geholt.

Horst Seehofer hat mehrfach unterstrichen, dass er die Umsetzung einer neuen „Kultur des Dialogs“ zum Markenzeichen seiner Amtszeit macht. Für eine „Mitmach-Demokratie“ sollen nach den Worten des Bayerischen Ministerpräsidenten die Chancen des Internets genutzt und auf innovative und online-basierte Bürgerdialogverfahren gesetzt werden. Es geht dabei um „ein modernes Verständnis vom Verhältnis repräsentativer Demokratie und direkter Demokratie“ und um das Wagnis eines Stücks von „Demokratie 2.0“.

Wir hoffen, dass alle Beteiligten unseren Crowdsourcing-Report und insbesondere das Kapitel zu Crowdsourcing und Partizipation gut studiert haben, und freuen uns auf einen spannenden Abend.

Via Politik-Digital

Call for Papers „Digitale Gesellschaft – Partizipationskulturen“

Vom 8. bis 10. November findet in Bonn die Tagung „Digitale Gesellschaft – Partizipationskulturen“ im Netz“ der Fachgruppe „Computervermittelte Kommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft e.V. statt.

Ziel der Tagung „soll es sein, den Begriff der Partizipation aus vielfältigen Perspektiven zu beleuchten und dabei materialbezogene und theoretische Zugänge zu verzahnen. Dabei soll der Fokus einerseits auf den Strukturen und Prozessen, liegen die Partizipation auszeichnen, andererseits auch auf den ent- bzw. bestehenden Kommunikaten und Kontexten.“

Bis zum 30. Juni können Beiträge im Umfang von 4.000-5.000 Zeichen eingereicht werden. Die Beiträge müssen einen Themenbezug zur Tagung aufweisen und können beispielsweise folgende Themen behandeln:

  • Zur Theorie und Empirie von Partizipation online
  • Bürgerbeteiligung im Netz – von S21 bis ACTA
  • Protest-Kommunikation online, digitaler Aktivismus
  • Slacktivism, clicktivism, micro-activism und Ad-Hoc-Bewegungen
  • Partizipationskulturen und Normen – wer darf wann was wo?
  • Partizipation und ihre technische Umsetzung – von Adhocracy bis Liquid Democracy
  • Partizipationskompetenzen
  • Partizipation im Netz als Konsummodell, Online-Verbraucherverhalten
  • Partizipative Präsentations- und Vermarktungsoptionen für Künstler im Netz (Crowdfunding, Musikportale etc.)
  • Unternehmenskommunikation im Netz unter Partizipationsaspekten
  • Neue Geschäftsmodelle im Social Web – Partizipation als Geschäftsmodell
  • Selbstoffenbarung und Privatsphäre im Netz: Ich partizipiere – also bin ich?
  • Partizipationskulturen in ausgewählten Gruppen (Jugendliche, Migranten, Senioren etc)
  • Grenzen der Partizipationsoptionen: Digitale Spaltungen und Marginalisierungen

Dia Langfassung der Ausschreibung ist hier zu finden.

Podiumsdiskussion der FES Warschau „Gefangen im Netz?“

Die Friedrich-Ebert-Stiftung Warschau veranstaltet am 29. Februar 2012 eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: „Gefangen im Netz? Politiker und Wähler in der Welt des Internets“. Hintergrund und Anlass ist die Veröffentlichung der Analyse „Internet im Parlamentswahlkampf 2011“, welche die FES in Kooperation mit dem Institut für Öffentliche Angelegenheiten Polen erstellt hat. Untersucht wurde u.a. in welchen Sozialen Netzwerken die Kandidaten präsent waren, was sie dort kommuniziert haben und wie wichtig das Internet als Informationsquelle für die Wähler war. Neben Theresa Bücker, Referentin vom Newsdesk des SPD Parteivorstands, wird auch Lisa Peyer von ikosom an der Podiumsdiskussion teilnehmen.

Die Diskussion wird simultan ins Deutsche und Polnische gedolmetscht und auf der Seite des FES Warschau per Livestream übertragen. Die Studie ist hier veröffentlicht, bisher allerdings nur auf Polnisch. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich auf 9-15.

Politik und Verwaltung von Hamburg sollen Social Media ernst nehmen

Eine Grosse Anfrage zum Einsatz von Social Media in der Hansestadt Hamburg – allein vom Thema schon wäre es undenkbar, wenn eine solche Anfrage im Hinterzimmer und ohne die Einbindung sozialer Medien geschieht. Deshalb startet das Institut für Kommunikation in sozialen Medien gemeinsam mit der Bürgerschaftsabgeordneten Kersten Artus (Die LINKE), der Initiative von Bürger & Freunde und dem Hamburger Wahlbeobachter die kollaborative Erstellung einer Grossen Anfrage.

ikosom übernimmt dabei die wissenschaftliche Auswertung der Grossen Anfrage. Unser Plan ist es, auch in den anderen 15 Bundesländern ähnliche Anfragen zu stellen, um länderübergreifend den Stand der Nutzung von Social Media zu analysieren.

Abgeordnete und Fraktionen haben die Möglichkeit mit schriftlichen Anfragen Informationen von der Regierung zu erhalten. Es gibt sowohl Kleine Anfragen als auch Große Anfragen. Die Regierung hat bei einer solchen Anfrage eine festgelegte Zeitspanne, in der sie die Fragen beantworten muss.

Die Beteiligungsphase startet heute am 19. Oktober und endet am 1. November. Jeder kann in dem öffentlichen Etherpad mitschreiben und kommentieren oder Anregungen per Email einsenden. Der parlamentarische Vorgang soll somit möglichst transparent und partizipativ gestaltet werden.

Zudem wird es eine Veranstaltung geben, zu der wir alle Interessierten bereits heute herzlich eingeladen möchten:

Ort betahaus Hamburg
Datum 01.11.2011, ab 19.00 Uhr
Adresse Lerchenstrasse 28a (Eingang Schilleroper)

Informationen zum Projekt und Stand der Grossen Anfrage
Mitschreiben im offenen Etherpad

Wir wünschen uns, dass diese Initiative zeigt, wie einfach und partizipativ parlamentarische Demokratie die Gesellschaft in ihre Aufgaben einbinden kann.

Twitter zur Berliner Wahl der Abgeordnetenhauses

Wir haben in den letzten Wochen die Abgeordnetenhauswahl auf Twitter verfolgt um nachvollziehen zu können in wie weit die Berliner Wahlen eine Rolle im globalen Nachrichten-Ökosystem spielen. Dabei haben wir Daten vom 30.08.2011 bis zu 19.09.2011 erhoben und alle Tweets mit den Hashtags #ahw11 #berlinwahl und #ltw11 gesammelt.

Die meistgenutzten Hashtags *klicken zum vergrößern
Die meistgenutzten Hashtags *klicken zum vergrößern

Im Zeitraum vom 30.08. bis zum 17.09.2011 – also bis zum Samstag vor der Abgeordnetenhauswahl – konnten wir insgesamt 9.432 Tweets mit den drei angegebenen Hashtags identifizieren. Diese wurden von insgesamt 2.253 Usern verfasst und beinhalteten 2.264 einzelne Links sowie 1.250 verschiedene Hashtags. Am meisten Verwendung fanden bei der Datenerhebung die Hashtags #ahw11 #Piraten und #Berlin, wobei zu diesem Zeitpunkt auch noch #ltw11 und #ltwmw relativ zur Grundgesamtheit oft verwendet wurden. Hier hat uns natürlich die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 04. September das Ergebnis etwas verfälscht. So konnten wir zumindest am Wahlsonntag (04.09.) einen leichten Ausschlag von über 1.000 Tweets mit den drei gesuchten Hashtags feststellen.

Ein etwas verändertes Bild auf Twitter fanden wir am Sonntag vor. Bei der Erhebung um 23 Uhr – also fünf Stunden nach dem Schließen der Wahllokale – konnten wir 24.773 Tweets mit mindesten einen der drei Hashtags #ahw11 ##berlinwahl #ltw11 identifizieren. In diesen Tweets fanden wir 3.968 einzelne Links und 2.174 einzel verwendete Hashtags. Die Top 3 der Hashtags blieb dabei unverändert: #ahw11 #Piraten #Berlin. Desweiteren zählten wir 14.030 Mentions – also Erwähnungen anderer Twitter-Accounts – in Tweets. Am meisten Erwähnung fanden @tagesschau, @Piratenpartei und @ZDFonline.

Tweets pro Tag
Tweets pro Tag *klicken zum vergrößern

Am Montag ebbte die Diskussion auf Twitter zumindest in Verbindung mit unseren gesuchten Hashtags wieder ab. So verzeichneten wir insgesamt 27.248 Tweets von 6.807 Usern. Diese fügten noch ein paar Inhalte hinzu, womit wir somit auf 2.320 Hashtag und 4.471 Links kommen.

Die aktivisten Accounts der Abgeordnetenhauswahl sind nach unsere Erkenntnissen folgende gewesen: @berlinschaf (ein ReTweet-Bot), @wally44 und @dielinkeberlin, dich gefolgt von @gruene_berlin und @WahlenRT (einem weiteren ReTweet-Bot).

Interessant ist, dass die Twitter-Nutzung durch die etablierten Parteien selber kaum Wirkungen im Netz hatte. Zwar war die Linken sehr aktiv, aber sie konnten kaum Follower hinzugewinnen. Dies liegt wohl auch daran, dass sie erst ca. vier Wochen vor der Wahl aktiv wurden – viel zu spät. Ähnliches findet man bei den Grünen, die auch relativ aktiv waren im Wahlkampf, sich dies aber kaum in den Follower-Zahlen ausdrückt. Hier eine Übersicht über alle Parteien die im Abgeordnetenhaus sitzen bzw. saßen (Die CDU hat Twitter nicht für sich entdeckt. Die anderen 16 Parteien betrachten wir hier nicht.):

Die aktivsten Nutzer zur #ahw11 *klicken zum vergrößern
Die aktivsten Nutzer zur #ahw11 *klicken zum vergrößern

Die Zahlen stammen vom 27. September, also gute eine Woche nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus. Auffällig ist auch, dass kein einziger Spitzenkandidaten (bzw. sein  Wahlkampfteam) Twitter für sich entdeckt hat*. Bis auf @rka – Andreas Baum, der Spitzenkandidat und jetziger Fraktionsvorsitzender der Piratenpartei Berlin. In diesem Zusammenhang kommt man auch zu einer interessante Feststellung: Obwohl die Piratenpartei als Institution keinen herausragenden Auftritt beim Online-Wahlkampf auf Twitter zeigten, hatten sie in gewisser Weise die Deutungshoheit im Nachrichten-Ökosystem: Zumindest waren sie die mit Abstand die meist erwähnte Partei, als Hashtag und als Mention.

Die Daten und Grafik wurden uns von der Social Media Measurement Plattform twingly.com zur Verfügung gestellt. Hierfür ein Danke!

*Man könnte der Annahme verfallen, dass @kuenast ein offiziller Account sei. Wir werten diesen aber als Fake, da auf diesem nur twitterfeed eingebunden ist, nicht auf der Website von Renate Künast beworben wird und von @gruene_berlin nicht verwendet wird (Mention).

„Wann lernt die Linke im Web 2.0 das Laufen“ – ikosom auf der Linken Medienakademie

Vom 9. bis zum 13. März 2011 fand die 8. Linke Medienakademie in Berlin statt. Im Vorfeld hatte Karsten Wenzlaff einen politischen Kommentar auf vorwaerts.de veröffentlicht, der sich damit auseinandersetzt, warum es „linke Netzpolitik“ im Augenblick sehr schwer hat.

Machen wir uns nichts vor – die Linke ist netzpolitisch nur dabei, die Vorschläge von Mitte-Rechts immer wieder einzufangen, die schlimmsten Entscheidungen zu verhindern. Von Zensursula-Netzsperren bis zur Vorratsdatenspeicherung – immer wieder müssen netzpolitische Argumente hinter sicherheits- und innenpolitischen Argumenten zurückstecken. Linke Netzpolitik, das ist vor allem die Abwehr absurder Vorschläge konservativer Netzpolitik.

Am Samstag, den 12. März 2011, war Karsten Wenzlaff auf einen Panel vertreten, der sich ebenfalls mit diesem Thema befasste: „Wann lernt die Linke im Web 2.0. das Laufen.“. Moderiert wurde die sehr spannende Diskussion von Juliane Witt, die das recht umfangreiche Panel gut durch den Nachmittag führte. Weitere Gäste waren der Politikwissenschaftler Dr. Christoph Bieber, der Blogger Markus Beckedahl von netzpolitik.org, Christopher Lauer von der Piratenpartei sowie die beiden Politiker der Linken Halina Wawzyniak und Bodo Ramelow.

Heise.de hat eine sehr gute Zusammenfassung erstellt, hier ein Ausschnitt:

Karsten Wenzlaff, Online-Redakteur bei der SPD-Parteizeitung Vorwärts und Gründer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien, monierte ebenfalls, dass es noch keine linke digitale Zivilgesellschaft gebe. Er plädierte daher für gemeinsame politische Bündnisse über bisherige „sektiererische Gremien“ rund ums Internet bei Sozialdemokraten, Linken und Grünen.

Noch ist das Netz für Wenzlaff noch „keine fünfte Macht“ neben den klassischen Medien. In den Parteien selbst würden Netzpolitiker trotz der „Impulse“ der Piratenpartei relativ schnell überstimmt, „wenn andere Positionen relevant werden“. So hätten in der SPD jüngst Außenpolitiker Wikileaks als gefährliches Werkzeug bezeichnet. In der Frage der Vorratsdatenspeicherung gäben die Innenpolitiker den Ton an. Auch die Novellierung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) hätten nicht „Blogs und Tweets“ zu Fall gebracht, meinte der Journalist, sondern parteipolitische Spielchen der CDU in Nordrhein-Westfalen.