Online-Fundraising und Social Media Fundraising

Egal, ob es um die Bindung von Unterstützern, die Gewinnung von Neuspendern für gemeinnütziger Organisationen oder einfach die Erfüllung der Erwartungshaltung digitale Erreichbarkeit geht – am Social Web führt auch im Fundraising kaum ein Weg vorbei.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungsangeboten im Bereich Fundraising. Besonders anerkannt ist die zweijährige Ausbildung der Fundraising-Akademie in Frankfurt am Main. Im Rahmen des aktuellen Kurses habe ich wieder die Einführung zu Online- und Social Media-Fundraising angeboten und stellen den Foliensatz hier zur Verfügung und zur Diskussion.

Crowdfunding und Spenden – passt das zusammen?

Seit in Deutschland über Crowdfunding berichtet wird, schaffen es Medienvertreter und Projektemacher (manchmal auch Betreiber von Crowdfunding-Plattformen) immer wieder die Begriffe Crowdfunding und Spende zu vermischen. Das ist fahrlässig und irreführend.

Was ist eine Spende?

Eine zusammenfassende Definition für den Begriff Spende liefert das Fundraising-Wiki:

„Unter einer Spende versteht man eine freiwillige finanzielle Dienst- oder Sachleistung, die nicht mit einer konkreten Gegenleistung seitens des Spendenempfängers (Begünstigten) verknüpft ist und keiner rechtlichen Verpflichtung unterliegt. Auch kann eine Spende nicht zurückgefordert werden.“

Es handelt sich also nur dann um eine Spende, wenn es sich

  • um eine freiwillige Leistung handelt,
  • keine Gegenleistung des Spendenempfängers zur Folge hat,
  • sie keiner rechtlichen Verpflichtung unterliegt und
  • die Spende nicht zurückgefordert werden kann.

Der Begriff Spende wird hauptsächlich im Zusammenhang mit steuerbegünstigten Zwecken im Sinne der §§52 bis 54 der Abgabenordnung gebraucht. Demnach können Spenden an gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Organisationen steuermindernd geltend gemacht werden.

Was ist Crowdfunding?

Für Crowdfunding gibt es bislang keine allgemein (insbesonders international) übergreifende Definition. Im ikosom-Blog haben wir voriges Jahr einige Definitions-Ansätze zusammengetragen. Zu den wesentlichen und definitionsübergreifenden Merkmalen von Crowdfunding gehört, dass

  • einer allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich ist,
  • für finanzielle Leistungen Gegenleistungen/Prämien angeboten werden
  • ein Finanzierungsziel und
  • ein Finanzierungszeitraum festgelegt sind.

Zumindest im deutschsprachigen Raum wird bei den Crowdfunding-Plattformen durchgängig das Alles-oder-Nichts-Prinzip angewendet. Das bedeutet, dass die finanzielle Unterstützung nur bei Erreichen des Finanzierungsziels im Finanzierungszeitraum zustande kommt.

Crowdfunding und Spenden?

Vergleicht man die Definitionen, dann wird deutlich, dass das Crowdfunding nicht mit den Merkmalen einer Spende übereinstimmt.

Zwischen Projektmacher und Unterstützer kommt ein Vertrag (rechtliche Verpflichtung) zustande und eine Gegenleistung wird angeboten. Die Folge ist, dass die Einnahmen nicht als Spende verbucht werden und selbst eine eigentlich gemeinnützige Organisation in diesem Fall die Einnahmen dem wirtschaftlichen Betrieb zuführen, also versteuern müsste. Von Steuervorteile ist da keine Spur mehr.

Okay, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Es gibt anscheinend einzelne Finanzämter, die eine Spende im Crowdfunding in dem Fall zulassen, dass der Projektträger als gemeinnützig anerkannt ist und die Unterstützer im Moment der Transaktion aktiv (!) auf die angebotene Gegenleistung verzichten. Achtung, es handelt sich hierbei um Einzelfälle und es gibt kein Schreiben des Bundesfinanzministeriums, auf welches man sich berufen könnte.

Bei der Vielfalt der Crowdfunding-Definitionen gibt es einen Ordnungsversuch, der sich mittlerweile international durchzusezten scheint. Im Crowdfunding Industry Report (der wir uns auch im Crowdsourcing Report bedienen) wird das Crowdfunding in die vier sphären donation-based (Spenden!), reward-based (klassisches Crowdfunding wie oben beschrieben), lending-based (Plattformen wie kiva) und equity-based (Crowdinvesting) unterschieden.

Wenn man das donation-based Crowdfunding in den Fokus setzt, dann landet man bei klassischen Spendenplattformen wie Betterplace und HelpDirect – und 99% der Crowfunding-Projekte, über die in Deutschland gesprochen wird, erhielte aufgrund der Nicht-Gemeinnützigkeit dort keinen Zugang.

Crowdfunding und Spenden, das ist nicht dasselbe. Zwar können sich auch gemeinnützige Organisationen das Fundraising mit implementierter Gegenleistung zunutze machen, aber es handelt sich dann eben nicht um eine Spende.

Auslöser dieses Beitrags ist übrigens der Tweet von Ulrike Langer, der noch eine kleine Diskussion über Crowdfunding und Spenden nach sich zog. Nachtrag: Siehe hierzu auch die Diskussion im taz-Blog, ob eine Abgrenzung des Crowdfunding von Fundraising zulässig ist (insbesondere die Kommentare).Photo by HM Revenue & Customs

Online- und Social Media Fundraising

Wenn die Altspender immer weniger werden und gemeinnützige Organisationen Neuspender erreichen möchten, dann führt heute kaum noch ein Weg am Einsatz von Instrumenten des Online- und Social Media-Fundraising vorbei. Im Idealfall passiert dies nicht im Rahmen von Aktionismus und günstig ist es auch, wenn zunächst eine Strategie existiert, bevor zahlreiche Profile in sozialen Netzwerken angelegt werden.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Weiterbildungs-angeboten im Bereich Fundraising. Besonders anerkannt ist die zweijährige Ausbildung der Fundraising-Akademie in Frankfurt am Main. Im Rahmen des aktuellen Kurses haben wir eine Einführung zu Online- und Social Media-Fundraising angeboten und stellen den Foliensatz hier zur Verfügung und zur Diskussion.

Ist Crowdfunding eine Option für gemeinnützige Organisationen?

Man könnte meinen, dass Crowdfunding für den gemeinnützigen Bereich unattraktiv ist. Zum einen fällt Mehrwertsteuer an, wenn die Unterstützer eine Gegenleistung in Form einer Prämie erhalten, wie es beim Crowdfunding üblich ist. Zum anderen kommt Crowdfunding aus dem Bereich der Schwarmfinanzierung, bei dem die Beiträge eher im Micropayment-Bereich angesiedelt sind.

Hier zeigen jedoch die Ergebnisse der Crowdfunding-Studie ein ganz anderes Bild: Der durchschnittliche Unterstützungsbeitrag liegt der Studie zufolge bei 79 Euro. Von Micropayment kann da keine Rede mehr sein. Für gemeinnützige Einrichtungen kann der Einsatz des Crowdfunding im Fundraising also durchaus eine Option sein.

Der Einsatz von Incentives im Fundraising ist gründlich erprobt und einige Studien belegen ihre positive Wirkung auf das Spendenverhalten: Menschen spenden mit Incentives eher und mehr. Der Einsatz von Prämien ist elementarer Bestandteil von Crowdfunding. Projektinitiatoren legen zu Beginn fest, für welche Beträge bestimmte Prämien angeboten werden. Potenzielle Unterstützer werden die Höhe ihres Beitrages auch daran festmachen, welche Prämien sie als Gegenleistung erhalten. Es kommt also bei der Konzeption darauf an, einzigartige Prämien zu entwickeln, die sowohl auf der ideellen als auch auf der monetären Ebene motivieren.

Musiker, die ein Album über Crowdfunding finanzieren, haben es einfach. Ihren Fans können sie beispielsweise eine Namensnennung im Booklet, eine signierte CD oder ein Wohnzimmerkonzert anbieten. Der finanziell größten Spende entspricht die wertvollste Prämie. Im karitativen Bereich gemeinnütziger Einrichtungen fehlen vergleichbare Prämien. Soll Crowdfunding jedoch dazu dienen, einzelne Umfeldprojekte zu finanzieren, wie zum Beispiel ein Sommerfest oder eine Dokumentation zum Vereinsjubiläum, ist die Entwicklung geeigneter Prämien kein Problem.

Die ersten deutschsprachigen Crowdfunding-Plattformen entstanden im Sommer 2010. Im ersten Jahr wurden laut ikosom 208.000 Euro erfolgreich umgesetzt. Drei Monate später waren es bereits 454.000 Euro. Die Bekanntheit von Crowdfunding als neuer Finanzierungsform nimmt aktuell deutlich zu und erhöht die Aufmerksamkeit potenzieller Unterstützer.
Crowdfunding wird sicherlich nicht andere Fundraising-Instrumente verdrängen. Vielmehr handelt es sich um eine Erweiterung der Fundraising-Palette, mit der neue Zielgruppen angesprochen werden können. Es besteht die Chance, Erstspender zu binden und mit Prämien an höhere Spendenbeträge heranzuführen. Das gilt vor allem für solche Spender, die nicht nur einer altruistischen Motivation folgen, wenn sie in ein Crowdfunding-Projekt investieren