Der Ministerpräsident und das Crowdsourcing

Wer auch immer gerade in der Bayerischen Staatskanzlei die Termine plant, er hat einen guten Riecher für spannende und digitale Themen.

5. Juli, 17.30 Uhr in Berlin: Impulsreferat von Ministerpräsident Horst Seehofer “Demokratie 2.0 wagen – Wie viel Crowdsourcing braucht die Politik?” mit Dr. Frank Schirrmacher, Anke Domscheit-Berg, Prof. Dr. Patrizia Nanz und Achim Gutjahr.

Nach der Facebook-Party im Münchener P1 gibt der bayerische Ministerpräsident nun ein Gastspiel in Berlin mit dem Titel „Demokratie 2.0 wagen – Demokratie 2.0 wagen – Wie viel Crowdsourcing braucht die Politik?“. Auf dem Podium sitzen Dr. Frank Schirrmacher, der die traditionsreiche Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Leitmedium der digitalen Avantgarde machte, Prof. Dr. Patrizia Nanz, Professorin an der Universität Bremen und
Autorin „Handbuch Bürgerbeteiligung“ sowie Anke Domscheit-Berg, einer der profiliertesten Streiterinnen für digitale Bürgerbeteiligung. Moderiert wird das ganze von dem medialen Tausendsassa Richard Gutjahr.

Das Internet macht der Politik zunehmend Beine. Die Menschen artikulieren im digitalen Debattenraum im Echtzeit-Rhythmus ihre Meinung und fordern damit ungefragt, nachhaltig und unabhängig von Wahlterminen die Politik heraus. Dies verstärkt den Druck hin zu einem Mehr an Einbindung über ein offenes, transparentes und auf Beteiligung ausgerichtetes staatliches Handeln:
Die Demokratie muss ins Netz rücken, sonst wird sie ins Netz geholt.

Horst Seehofer hat mehrfach unterstrichen, dass er die Umsetzung einer neuen „Kultur des Dialogs“ zum Markenzeichen seiner Amtszeit macht. Für eine „Mitmach-Demokratie“ sollen nach den Worten des Bayerischen Ministerpräsidenten die Chancen des Internets genutzt und auf innovative und online-basierte Bürgerdialogverfahren gesetzt werden. Es geht dabei um „ein modernes Verständnis vom Verhältnis repräsentativer Demokratie und direkter Demokratie“ und um das Wagnis eines Stücks von „Demokratie 2.0“.

Wir hoffen, dass alle Beteiligten unseren Crowdsourcing-Report und insbesondere das Kapitel zu Crowdsourcing und Partizipation gut studiert haben, und freuen uns auf einen spannenden Abend.

Via Politik-Digital

Mit Social Media zur modernen Behördenkommunikation

Social Media (bzw. Soziale Netzwerke) ist zur Zeit im Trend – auch in Kommunen und Behörden des Landes. Hastig werden Twitter-Accounts angelegt, Apps in Auftrag gegeben und YouTube-Videos produziert. Eine kohärente Strategie haben die Wenigsten.

Nach einer aktuellen Analyse des Social Media-Benchmarking-Plattform Pluragraph.de besitzen bereits heute über 470 der 1.000 größten deutschen Städte eigene Social-Media-Präsenzen[1] –täglich kommen neue dazu. Im neuen Netzwerk Google+ sind bereits über 100 deutsche Städte und Gemeinden mit eigenen offiziellen Profilen unterwegs.[2]

Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger wäre zufriedener mit der öffentlichen Verwaltung, wenn sie mehr Möglichkeiten hätten, mit Behörden und Ämtern in Kontakt zu treten, so eine Studie von SAS Deutschland und forsa.[3] Mit den bestehenden Kontaktmöglichkeiten zu Ämtern und Behörden via Internet sind jedoch lediglich 29 Prozent aller Befragten zufrieden. [4] Continue reading „Mit Social Media zur modernen Behördenkommunikation“

Politik und Verwaltung von Hamburg sollen Social Media ernst nehmen

Eine Grosse Anfrage zum Einsatz von Social Media in der Hansestadt Hamburg – allein vom Thema schon wäre es undenkbar, wenn eine solche Anfrage im Hinterzimmer und ohne die Einbindung sozialer Medien geschieht. Deshalb startet das Institut für Kommunikation in sozialen Medien gemeinsam mit der Bürgerschaftsabgeordneten Kersten Artus (Die LINKE), der Initiative von Bürger & Freunde und dem Hamburger Wahlbeobachter die kollaborative Erstellung einer Grossen Anfrage.

ikosom übernimmt dabei die wissenschaftliche Auswertung der Grossen Anfrage. Unser Plan ist es, auch in den anderen 15 Bundesländern ähnliche Anfragen zu stellen, um länderübergreifend den Stand der Nutzung von Social Media zu analysieren.

Abgeordnete und Fraktionen haben die Möglichkeit mit schriftlichen Anfragen Informationen von der Regierung zu erhalten. Es gibt sowohl Kleine Anfragen als auch Große Anfragen. Die Regierung hat bei einer solchen Anfrage eine festgelegte Zeitspanne, in der sie die Fragen beantworten muss.

Die Beteiligungsphase startet heute am 19. Oktober und endet am 1. November. Jeder kann in dem öffentlichen Etherpad mitschreiben und kommentieren oder Anregungen per Email einsenden. Der parlamentarische Vorgang soll somit möglichst transparent und partizipativ gestaltet werden.

Zudem wird es eine Veranstaltung geben, zu der wir alle Interessierten bereits heute herzlich eingeladen möchten:

Ort betahaus Hamburg
Datum 01.11.2011, ab 19.00 Uhr
Adresse Lerchenstrasse 28a (Eingang Schilleroper)

Informationen zum Projekt und Stand der Grossen Anfrage
Mitschreiben im offenen Etherpad

Wir wünschen uns, dass diese Initiative zeigt, wie einfach und partizipativ parlamentarische Demokratie die Gesellschaft in ihre Aufgaben einbinden kann.

Das Auswärtige Amt wagt erste Schritte in Richtung sozialer Medien: @AuswaertigesAmt

Die Pressestelle des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland ist nun mit dem Account @AuswaertigesAmt auf Twitter vertreten, wie uns telefonisch durch die Pressestelle bestätigt wurde.

Der Account wurde bereits am 28. März diesen Jahres registriert. Seit dem 3. Mai werden dort Hinweise auf Mittelungen von www.auswaertiges-amt.de hingewiesen sowie Appelle und Aussagen des Amtes bzw. des Außenministers veröffentlicht. Auf direkte Ansprache und Replies durch andere Twitternutzer erfolgte bislang keine öffentliche Reaktion.

Gefolgt wird unter anderem den Außenministerien von Großbritannien, USA und Frankreich sowie der Europäischen Kommission, der deutschen Vertretung bei den Vereinten Nationen sowie dem Regierungssprecher Steffen Seibert.

Zu Recht wurde von einigen Twitter-Nutzern kritisch hinterfragt, ob es sich um einen offiziellen Account handelt. Weder ist das Profil vollständig ausgefüllt (z.B. Ortsangabe), noch ist ein Hinweis auf die Autoren im Profil oder umgekehrt ein Hinweis auf den Twitter-Account auf Seiten des Auswärtigen Amtes zu finden. Die Farben und der Hintergrund des Twitter-Profils entsrechen nicht dem Corporate Design des Auswärtigen Amtes und auf eine Übernahme von Grafikelementen von der Internetseite wurde auch verzichtet.

Als Grund für die bislang fehlende Verifizierung auf den Seiten des Auswärtigen Amtes wird angegeben, dass man zunächst eine angemessene Grundgesamtheit an Followern erreichen möchte, bevor man mit einer Pressemitteilung und der Verlinkung auf der eigenen Internetseite beginnt.

International beispielgebend für die behördliche Kommunikation ist das Foreign and Commonwealth Office in London. Die Briten haben bereits vor über drei Jahren mit der Kommunikation auf Twitter begonnen und ihre gesamte Online-Kommunikation strategisch aufgestellt. So findet auf der zentralen Übersichtseite Social Media auch die Social Media Policy (für die behördliche Kommunikation) und die Social Media Guidance (für die persönliche Kommunikation) öffentlich zugänglich.

Update: Mittlerweile hat die Pressestelle des Auswärtigen Amtes reagiert und auf vereinzelte Twitter-Nachrichten öffentlich geantwortet. Zudem hat @RegSprecher auf den Twitter-Account der Außenpolitik-Kollegen hingewiesen.