Und, wie viele Deiner Facebook-Freunde und Twitter-Follower sind tot? Was passiert mit ihnen – löschen, ignorieren oder entfreunden? Was soll mit Deinen Social Media-Profilen passieren, wenn Du mal nicht mehr bist? Das sind Fragen, mit denen wir uns bislang glücklicherweise selten beschäftigen mussten. Aus Rücksicht auf uns und unsere Angehörigen sollten wir ihnen nicht mehr länger ausweichen. Lasst uns zu diesem Thema Gedanken machen, austauschen und Öffentlichkeit herstellen. Kurzum: Lasst uns eine Blogparade „Tod und Trauer im Internet“ starten!
Vor etwas über einem Jahr starb einer meiner besten Freunde plötzlich und unangekündigt. Seit dem war ich dreimal an seinem Grab und dutzende Male auf seinem Facebook-Profil. Das war für mich das Schlüsselerlebnis, als ich feststellte, dass das Internet die Art und Weise wie wir sterben und trauern verändert hat.
Im Rahmen der Social Media Week Berlin habe ich meine Gedanken und Erfahrungen zum Thema aufbereitet. In diesem Kotext hatte ich einige sehr inspirierende Gespräche, Emaildiskussion und Telefonate. Auch die Berichterstattung in der Wirtschaftswoche, im Handelsblatt und auf Flux.FM haben mich sehr gefreut.
Grob zusammengefasst umfasste der Vortrag „Wie das Internet den Tod verändert“ Beobachtungen, wie und an welchen Orten im Internet Trauernde sich finden und austauschen. Auch auf Webdienste habe ich verwiesen, mit denen man seine Profile nach dem Tod löschen bzw. an Angehörigen übergeben lassen kann (z.B. DeadSocial) oder die nach dem Tod zu versendenden Nachrichten vorbereitet (z.B. MyWebwill – mittlerweile offline). Dass Social Media Wege aufzeigt sich auf den eigenen Tod vorzubereiten und weiterhin zu wirken, dass haben uns die Beispiel von Ben Breedlove und Randy Pausch gezeigt. Und letztlich kann jeder etwas für sich und seine Angehörigen tun: mit einem digitalen Testament.Oder gleich eine Spendenaktion nach dem Tod?
Aber das Thema ist noch recht jung und braucht mehr Aufmerksamkeit. Es fehlt bei vielen Sterbenden das Bewusstsein für ihren digitalen Nachlass – und den Hinterbliebenen geht es nicht anders. Daher rufen Birgit Aurelia Janetzky und ich zu einer Blogparade auf.
Wie funktioniert eine Blogparade?
Eine Blogparade wird mit einem Aufruf gestartet. In einem vorgegebenen Zeitraum ehmen andere Blogger zu der aufgeworfenen Frage Stellung. Sie geben Antworten, diskutieren miteinander und zeigen neue Aspekte auf. Damit sie sich gegenseitig finden und Bezug nehmen können, wird der Aufruf verlinkt.
Bei dieser Blogparade würde ich mich besonders freuen, wenn wir sehr unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen lesen werden. Bei dieser Blogparade würde ich mich besonders freuen, wenn wir sehr unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen lesen werden. Vielleicht auch mit einer rechtlichen Einschätzung, zur Post-Death-Privacy, von Journalisten, die schon zum Thema geschrieben haben sowie der Expertise von Bestattern, von Trauerbegleitern und von Theologen?
Leitfragen zur Blogparade „Tod und Trauer im Internet“
Den ganzen Themenkomplex auf eine einzige Leitfrage zu reduzieren wird seiner Tragweite nicht gerecht. Zudem treten bei jedem Gespräch und jeder Diskussion neue Aspekte hervor, die so noch nicht bedacht waren. Genau so soll es auch bei dieser Blogparade sein.
Hier einige Fragen zur Anregung:
- Wie hat sich die Trauerarbeit durch und mit Social Media verändert?
- Welche Chancen oder Gefahren seht ihr, wenn Menschen das Internet in Zeiten der Trauer nutzen?
- Wie schätzt ihr das Potential, die Vor- und Nachteile von Webdiensten ein, mit denen Nachrichten nach dem Tod versendet werden?
- Brauchen wir jetzt alle ein Testament für unseren digitalen Nachlass?
Die Blogparade läuft bis zum 26. November 2012. Anschließend fassen wir die Ergebnisse zusammen.
Birgit Aurelia Janetzky und Jörg Eisfeld-Reschke
Dank einem Tipp bei Facebook habe ich die Info über die Blogparade bekommen. Das ist für mich ein Argument für die erste Frage, wie sich die Trauerarbeit durch Social Media verändert: ohne Social Media würde man das Thema gar nicht aufs Tablett bringen können.
Aber bin ich mit dem Kommentar in der Blogparade eigentlich drin? Das ist mir nicht ganz klar, wo findet sie eigentlich statt? Bevor ich mehr schreibe, warte ich auf ein Feedback :-(.
Grüße
Hedwig
Hallo Hedwig,
natürlich bist Du herzlich eingeladen Dich an der Blogparade zu beteiligen. Habe mit der Veröffentlichung des Aufrufes auch einen Pingback an Deinen Blog geschickt, da wäre es auch früher oder später aufgefallen 🙂
Eine Blogparade läuft idR so, dass ein Aufruf-Blogpost veröffentlicht wird und alle, die sich an dem Thema beteiligen wollen, auch einen Blogbeitrag verfassen und darauf eingehen. Wichtig ist, dass wir die Beiträge auf den Aufruf-Blogpost verlinken, damit sie zentral gefunden werden können. Das Wertvolle an so einer Blogparade ist, dass mehrere Menschen in einem relativ kurzen Zeitraum das Thema bearbeiten, sich gegenseitig lesen, kommentieren und damit die Diskussion voranbringen. Am Ende fassen Birgit Aurelia Janetzky und ich die Diskussion in einem Abschluss-Beitrag nochmal zusammen. Neben den Blogbeiträgen werden wir auch auf die Kommentare schauen, da sich dort ebenfalls spannende Diskussionen entwickeln.
Wir sind gespannt darauf, wie es sich entwickelt!
Hallo Hedwig,
du kannst natürlich auch den Link zu deinem Blogbeitrag hier über einen Kommentar verlinken. Ich freue mich auf deinen Beitrag.
Gruß, Birgit
Die _miel schreibt hier zur Sache: http://diesistkeineuebung.com/2012/10/01/konnen-bots-weinen-trauer-im-internet/
Und hier steht eine interessante Geschichte zu einem der getöteten Botschaftsmitarbeitern des US Konsulates in Libyen http://www.sicherheitspolitik-blog.de/2012/09/25/virtuelle-diplomatie-und-staatstrauer/#more-1845
Hallo,
wunderbar, herzlichen Dank für die Erläuterungen. Jetzt bin ich schlauer und weiß wie es geht ;-). Also an die Tasten…
Viele Grüße
Hedwig
Hm, ich hatte dazu mal im letzten Oktober was geschrieben: http://www.herr-e-aus-b.de/wir-gehen-%E2%80%93-die-daten-bleiben/
Hallo Jörg,
danke für Deinen Hinweis auf Twitter.
Wie Rico kommentierte, habe ich dazu zufällig erst vor ein paar Wochen geschrieben. Aus diesem Post haben sich einige sehr intensive und sehr spannende Offline-Gespräche mit Online-Menschen ergeben, ich fand das sehr schön und bereichernd, da mir das Thema sehr am Herzen liegt.
Ich werde es wohl leider nicht schaffen, das auf dieser neuen Basis noch einmal zu rekapitulieren, aber trotzdem eure Ergebnisse verfolgen. Eine tolle Aktion, viel Erfolg dabei!
Oliver Schmidt von Gedenkseiten.de hat ebenfalls einen Beitrag zur Blogparade geschrieben: http://www.gedenkseiten.de/magazin/tod-und-trauer-im-internet/
Einige Gedanken von mir:
http://www.gedenkseiten.de/magazin/tod-und-trauer-im-internet/
Beste Grüße
Oliver
Hallo,
ich habe von Oliver Schmid von der Blogparade erfahren und werde mich bald an einen Text setzen. Im April hatte ich mich bei medienrauschen.de schon einmal mit dem „Rauschen ohne Ende“ auseinander gesetzt. Hier der Link und beste Grüße
http://medienrauschen.de/2012/04/der-tod-und-das-social-web/
Ein wichtiges Thema und ja: wir werden uns immer öfter damit beschäftigen müssen. Deswegen auch ein gutes Thema für eine Blogparade.
Ich habe im Oktober 2010 ein paar lose Gedanken dazu in meinem Nebenblog geschrieben (Was tun mit dem digitalen Nachlass?). Mal sehen, vielleicht beteilige ich mich auch noch an der Blogparade.
… über die Online-Trauerberatung „doch etwas bleibt“ des Hospiz Bedburg-Bergheim schreiben die Gemeindemenschen …
http://blog.gemeindemenschen.de/ehrenamt/ehrenamtliche-helfen-trauernden-im-internet?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ehrenamtliche-helfen-trauernden-im-internet
Wir vom Projekt Verbraucherrechte in der digitalen Welt (Verbraucherzentrale Bundesverband) haben uns vor über einem Jahr einmal intensiver mit dem Thema befasst und einen Blogeintrag geschrieben: http://www.surfer-haben-rechte.de/cps/rde/xchg/digitalrechte/hs.xsl/75_1531.htm?back=59.htm&backtitle=Datenschutz. Seitdem werden wir zwar immer wieder von verschiedenen Medien zu diesem Thema befragt, aber von den Verbrauchern selbst haben wir bisher nur sehr wenige Anfragen dazu erhalten. Wir halten das Thema „Tod und Trauer im Internet“ in jedem Fall für sehr wichtig und würden uns auch weiterhin gerne an weiteren Aktionen beteiligen, um das Thema bekannter zu machen.
Hier bitte schön. Ist anders geworden, als ich dachte: http://berlinmachtgluecklich.wordpress.com/2012/10/26/tod-und-trauer-in-zeiten-des-internet/
LG Caroline
Mit den (rechtlichen) Auswirkungen auf Social Media Profile im Falle des Todes hatte ich mich vor einiger Zeit in dem nachfolgenden Artikel „Datenschutz endet mit dem Tod – (Rechtlicher) Umgang mit dem digitalen Nachlass“beschäftigt:
http://www.rechtzweinull.de/archives/134-Datenschutz-endet-mit-dem-Tod-Rechtlicher-Umgang-mit-dem-digitalen-Nachlass.html
Ansichten zum Thema, frisch verfasst. „Unvostellbares und Verzweifelte Versuche“… http://convelakultur.wordpress.com/2012/10/28/tod-und-trauer-im-internet/
Jetzt habe ich meinen eigenen Beitrag geschrieben. Thema ist die unterschiedliche Geschwindigkeit in Social Media (Beschleunigung) und im Sterben (Entschleunigung)
http://www.grabauf-grabab.de/2012/11/social-media-und-der-tod-beschleunigung-und-entschleunigung-des-lebens/
Ich habe mir mal ein paar Gedanken darüber gemacht, wie Menschen durch ihren Tod mediale Aufmerksamkeit zuteil wird:
https://virtuelletrauer.wordpress.com/2012/11/06/trauer-im-internet-hat-viele-gesichter
Monika König (@mons7) gab diesen Beitrag http://lernspielwiese.wordpress.com/2012/03/30/mein-kleines-online-leben-nach-dem-tod/ noch per Twitter dazu
Alisa Ruprecht hat vor kurzem den Text „Auf meiner Seite brennt für dich ein Licht“ veröffentlicht, den sie ebenfalls bat in die Blogparade aufzunehmen: http://www.digitalbuerger.de/2012/10/04/auf-meiner-seite-brennt-fuer-dich-ein-licht/
http://social-hbtc.de/?p=42 – ich bin auch dabei 🙂
Meinen Beitrag habe ich auf http://fontanefan2.blogspot.de/2012/11/tod-und-trauer-im-internet-blogparade.html geleistet.
Das Wichtigste ist mir aber, auf die Diskussion als solche hingewiesen zu haben.
Auch wenn der Artikel ein wenig älter ist, fügt er neue Aspekte hinzu.
http://www.medienkonsument.de/#!/entry/halbmast-auf-facebook-tag-9,696
Ich musste daran denken, dass ich sogar schon in Online-RPGs Trauerfeiern erlebt hatte (zur Zeit von „Dark Age of Camelot“). Auf jeden Fall scheint die Trauerkultur im Wandel zu sein. Ein weiteres Beispiel für öffentliche Trauer: http://todesanzeigen-online.de … überregionale Trauer(-anzeigen). Also jeder wie er meint.
Ich bin gespannt, was sich in den nächsten Jahren noch alles ändert!