Adventskalender: Crowdfunding – eine Finanzierungsalternative für landwirtschaftliche Betriebe?

Man nehme…

… 1 Landei
1 Pck. digitaler Expert_innen
1 Prise Neugier

Day345: When Pigs Fly, CC-BY 2.0, theogeo, flickr
Day345: When Pigs Fly, CC-BY 2.0, theogeo, flickr

und lasse das Ganze in einem Berliner Dachgeschossbüro bei gleichmäßiger Sommerhitze 3 Monate lang durchgaren…

Nein, Weihnachtsplätzchen sind dabei leider nicht herausgekommen, aber eine der ikosom-Publikationen des Jahres 2013, die den Titel „Crowdfunding- eine Finanzierungsalternative für die Landwirtschaft?“ trägt und gleichzeitig meine Masterarbeit  darstellt.

ikosom-advent-5Weshalb die Kombination von Crowdfunding und Landwirtschaft eine sehr spannende ist, habe ich bereits hier erläutert. Deshalb an dieser Stelle ein kurzer Blick auf Vorgehen und Ergebnisse der Arbeit:

Die Grundfrage der Arbeit war, ob Crowdfunding zur Finanzierung landwirtschaftlicher Investitionen geeignet ist. Daraus leiteten sich einige Teilfragen ab, unter anderem:

  • Für welche Betriebe oder Projekte eignet sich Crowdfunding?
  • Gab es in der Vergangenheit bereits ähnliche Formen der Finanzierung für landwirtschaftliche Projekte?
  • Wird plattformgestütztes Crowdfunding bereits von landwirtschaftlichen Projekten genutzt? Von welchen?
  • Welche Faktoren haben Einfluss auf den Erfolg?

Ausgewertet wurden 236 Projekte aus dem Bereich reward-based Crowdfunding, davon 5 aus dem deutschsprachigen Raum und 213 aus den USA. Schon anhand dieser Zahlen ist ersichtlich, dass landwirtschaftliches Crowdfunding in Deutschland bisher kaum existiert. Das ist schade, denn vor allem die amerikanischen Beispiele zeigen, dass es zumindest bis zu Summen von ca. 50.000 $ durchaus funktionieren kann. International sind in der letzten Zeit sogar spezifische Plattformen für den Bereich Farm und Food entstanden, z. B. agfunder.com, threerevolutions.com, fquare.com, farmhopping.com und credibles.org.

Fasst man den Begriff des Crowdfundings allerdings etwas weiter, also als die Finanzierung über eine Gruppe nicht professioneller Individuen, findet sich auch im deutschsprachigen Raum eine Reihe erfolgreich realisierter Beispiele. Die Liste reicht von solidarischer Landwirtschaft und Genossenschaften über  Kuh-Leasing und Eier-Aktien bis hin zu Baumpatenschaften und Rebstockvermietung. Der Erfolg dieser Modelle kann als positives Signal für plattformbasiertes Crowdfunding gewertet werden, wobei beachtet werden muss, dass durchaus Unterschiede in Bezug auf Anwendungsgebiete, Verbindlichkeit und Zeithorizont vorhanden sind.

Allen Varianten gemeinsam sind die Charakteristika der Nutzer_innen: vorwiegend handelt es sich um klein strukturierte Betriebe, die Nischen besetzen und endverbrauchertaugliche Produkte herstellen oder alternative Projekte, die neue Formen landwirtschaftlicher Produktion ausprobieren. Die Bereiche Tierproduktion, Pflanzenproduktion und urbane Landwirtschaft sind dabei ungefähr gleich stark und stellen jeweils ca. ein Drittel der Gesamtzahl der ausgewerten Projekte. Damit bildet landwirtschaftliches Crowdfunding kein Abbild der landwirtschaftichen Realität in Deutschland, sondern ganz klar eine Abgrenzung mit bestimmten Werten bezüglich der Produktionsverfahren und dem Verhältnis von Produzent_innen und Konsument_innen.  Die Erfolgsquote liegt crowdfundingtypisch etwa bei 50%. Landwirtschaftliche Projekte sind also nicht mehr oder weniger erfolgreich als Projekte anderer Sparten.

Die Projektzahlen der letzten Jahre zeigen, dass die Landwirtschaft Crowdfunding erst langsam entdeckt. Mit jedem Jahr werden die Zuwächse größer und versprechen eine spannende Entwicklung für die nächsten Jahre. Wer weiß, vielleicht liegen in 2014 schon Weihnachsplätzchen aus crowdgefundeten Hofbäckerein unter vielen deutschen Tannenbäumen?

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Crowdfunding – eine Finanzierungsalternative für die Landwirtschaft?

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Crowdfunding und Landwirtschaft, das sind zwei Dinge, die wohl kaum jemand spontan miteinander verbinden würde. Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass die Idee gar nicht so abwegig ist  – denn das Interesse an der Finanzierung von Nahrungsmittelproduktion steigt. ikosom beschäftigt sich daher intensiv mit diesem Trend und wird dazu eine Studie herausbringen. Die ersten Ergebnisse können am 29. Juli in einer Session bei  ununi.tv diskutiert werden.

screenshot_greenhousecf„Gib mir Geld für den Bau meiner Hofmetzgerei und du bekommst ein Fleischpaket“ – so hat beispielsweise ein amerikanischer Freiland-Schweinemastbetrieb über Kickstarter seine hofeigene Fleischverarbeitung finanziert. Mit 369 Unterstützer_innen sammelte der Betrieb mehr als 30.000 $ ein. Auch einige Gemüseproduzenten haben die Möglichkeit inzwischen entdeckt: sie finanzieren z.B. den Bau von Gewächshäusern über die Crowd.

 

screenshot agfunderNeben den klassischen landwirtschaftlichen Projekten finden sich auch viele Urban Farming-Projekte auf den Crowdfunding-Plattformen, beispielsweise die Errichtung einer Aquaponik-Anlage (einer Kombination von Fisch-und Gemüseproduktion) in Berlin, die über die Plattform Wemakeit.ch unterstützt werden konnte.

 

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Mit der Zahl der landwirtschaftlichen Projekte wächst die Zahl der auf den Bereich Ernährung und Landwirtschaft spezialisierten Crowdfunding-Plattformen. Im equity-Bereich können Anleger künftig auf Agfunder.com in landwirtschaftliche Betriebe investieren. Reward-based Crowdfunding für Food und Farm-Projekte gibt es beispielsweise auf threerevolutions.com.

Warum Crowdfunding für die Landwirtschaft?

Die Nachfrage nach regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln steigt. In Zusammenhang mit dem wachsenden Interesse an der Herkunft dessen, was täglich auf dem Teller landet, leistet Crowdfunding mehr als die reine Finanzierung landwirtschaftlicher Investitionen: es vernetzt Verbraucher_innen und Betriebe, schafft Vertrauen und Transparenz. Verbraucher_innen erhalten Einblick in die Produktion und können gezielt die Projekte unterstützen, die sie für sinnvoll halten. Direktvermarkter profitieren von den Marketing-Effekten, die mit einer Crowdfunding-Kampagne einhergehen.

Damit sind Vorteile für beide Seiten gegeben – und die Idee des Crowdfundings im Bereich Landwirtschaft erscheint gar nicht mehr so abwegig.

Neugierig geworden?

Am Montag, dem 29.7.2013 um 12:30 Uhr geht es im Crowdfunding-Talk auf ununi.tv um landwirtschaftliche Crowdfunding-Projekte: http://www.ununi.tv/node/191. Schaltet ein!