Ulrike Langer im Interview zur deutschen und amerikanischen Lokalblogger-Szene

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In Deutschland wächst die Szene der hyperlokalen Blogs stetig, aber die Kollegen in den USA haben ihnen schon einiges voraus. Lokalblogger sollten sich professionalisieren, unternehmerischer denken und Kooperationen mit etablierten Medien eingehen. Außerdem sei die Rolle der Community nicht zu unterschätzen. Das meint die freie Medienjournalistin Ulrike Langer im Interview mit unserem Kollegen Julian Heck, der das Portal Lokalblogger.de betreibt.

Zum vollständigen Interview bitte HIER entlang.

Weder Utopie noch Dystopie – Thesen zum Journalismus in der digitalen Moderne

Morgen findet eine Podiumsdiskussion anlässlich der Vorstellung des gleichnamigen Buches in der Bremer Vertretung in Berlin statt.

Heute hatte ich zudem das etwas einerseits schöne Erlebnis, den Intendanten des Bayerischen Rundfunks Ulrich Wilhelm etwas zum Thema „Digitalisierung und demokratischer Diskurs“ sagen zu hören, wobei ich eben andererseits mich wunderte, mit welcher Vehemenz der Intendant des Bayerischen Rundfunks die Geschäftsmodelle der Printzeitungen verteidigte, welche ihm im Dank dafür das Depublikationsgebot und das Leistungsschutzrecht servierten.

Da es nach der Veranstaltung in der Bayerischen Vertretung keine öffentliche Diskussion, sondern „nur“ einen Weinempfang gab und ich mich noch mit ein paar Thesen verstärkt auf die Diskussion morgen vorbereiten will, habe ich hier schon mal vorab zur Diskussion ein paar Sätze aufgeschrieben. Sie sind vage und bedürfen sicherlich einer weiteren Ausformulierung. Kommentare erfreuen aber.

1. Die Digitalisierung der Kommunikation ist begleitet vom irreversiblen Wandel von Praktiken, Kontexten und Geschäftsmodellen im Journalismus.

Kein Leistungsschutzrecht, keine Google-Steuer, kein Verbot der Tagesschau-App und keine Paywall werden den Prozess der Digitalisierung zurückdrehen können. Die digitale Moderne ist da, sie ist gewollt, sie bedeutet gesellschaftlicher Fortschritt – vor allem weil die Verbreitung von Informationen so ressourcensparsam wie noch nie ist. Die Menschheit ist zivilisierter, wenn Informationen schnell und einfach verfügbar sind. Digitalisierung bedeutet also vor allem Zivilisation.

2. Die durch die digitalen Moderne vorangebrachten Umwälzungen sind aber nicht nur eine Frage der Durchführung und Finanzierung von Journalismus, sondern der Funktionsfähigkeit von Öffentlichkeit.

Die grundlegende Frage, an der sich jeder technische Fortschritt messen lassen muss, ist inwiefern sie der Öffentlichkeit hilft. Öffentlichkeit, nur unvollständig mit Open oder Public im englischen beschrieben, ist beides: Zugang und Diskurs. Wer die digitale Moderne zum Vorwand nimmt, um einen erschwerten Zugangs oder einen eingeschränkten Diskurs durchsetzen zu wollen, stellt sich gegen den zivilisatorischen Fortschritt.

3. Die „Krise des Journalismus“ ist vor allem eine Krise der Massenmedien.

Zeitungssterben hin und her, aber kein Zeitalter zuvor sah soviele Massen an Medien und sowenig Relevanz der Massenmedien. Die schiere Anzahl verfügbarer Medien nimmt nach wie vor zu. Die Massenmedien verlieren an Einfluss, Aufmerksamkeit, Relevanz – und nicht zuletzt deswegen an Einnahmen.

4. Journalisten und Medienunternehmen sitzen nicht mehr im gleichen Boot.

Die wirtschaftliche Krise der Massenmedien ist nicht zuletzt Symptom einer Auflösung des institutionellen Rahmens von Journalismus und Medienorganisationen – Journalismus findet nicht mehr nur in den Medienorganisationen statt und Medienorganisationen beschäftigen sich nicht mehr in erster Linie mit Journalismus. Die Solidarität der Journalisten mit den Medienorganisationen sollte ein Ende dort haben, wo die Medienorganisationen keine Solidarität mit den Journalisten gezeigt haben. Continue reading „Weder Utopie noch Dystopie – Thesen zum Journalismus in der digitalen Moderne“

Sind Carta, Vocer und die Netzpiloten Wettbewerber oder Verbündete?

Ich betreue seit September 2012 für ikosom die Redaktion der Trendblogger. Das sind Studierende aus Deutschland, die zur Zeit im Ausland leben und von dort über Medientrends berichten. Das Projekt wird finanziert von MIZ Babelsberg, welches aus den Gebührengeldern der Haushaltsabgabe finanziert wird.

Ein Ziel für die Trendblogger ist es, nicht nur im eigenen Saft zu bloggen, sondern auch in Kooperation mit anderen Medien die Artikel zu crossposten. Das ist schon ein paar mal gelungen, u.a. Vocer (Artikel 1, Artikel 2), auf mobile-zeitgeist (Artikel), die Carta-Herausgeberin Tatiana Brode war als Blattkritikerin in der Redaktionssitzung.

Daher hatte ich heute einen Tweet abgesetzt:

Die Antwort kam recht schnell von einer unserer Leserinnen: Ob es nicht unglücklich sei, per Twitter zum Teil konkurrierende Medien anzusprechen?

Ich hab mich dann gefragt: Sind Carta, Vocer, Netzpiloten und Co Konkurrenten? Wenn ja, dann wäre ja auch das durch GEZ-Gebühren finanzierte Trendblogger ein Konkurrent dieser Portale?

Einerseits könnte man das ja so denken – in der Ökonomie der Aufmerksamkeit versucht jede Plattform mehr Leser und mehr Reichweite zu erhalten. Da sind natürlich die Plattformen gewisse Konkurrenten, insbesondere wenn sie aus ähnlichen Töpfen sich finanzieren sollten. Sie sind natürlich auch Konkurrenten um Themen und Personen – die bekannte Medienjournalistin Ulrike Langer hatte bis Ende 2010 bei Carta viel geschrieben, jetzt schreibt sie eben bei Vocer.

Andererseits aber sind es doch alles Beispiele für Online-Portale, die sich ohne eigene Print-Kanäle etabliert haben. Sie sind eigentlich Verbündete für einen Medienwandel. Sie haben natürlich auch eigene Profile: Carta ist eher ein Portal für Medien- und Netzpolitik, Vocer eine Art Medienbeobachter, Meedia ist ein Branchendienst, Netzpiloten berichten über neue digitale Trends. Und es gibt sicherlich mehr und mehr Autoren, die neben ihren eigenen Blogs die Online-Portale nutzen, um auch ihre Reputation zu stärken.

Aus meiner Sicht sollten sich die Portale viel weniger als Konkurrenten verstehen, aktiv einander verlinken, gemeinsame Veranstaltungen machen. Warum das noch nicht so stark passiert, kann ich mir nur damit erklären, dass die Innenansicht eines Portals immer als erstes die anderen Online-Portale im Blick hat und sich mit ihnen vergleicht: Wer hat da schon wieder veröffentlicht? Welches Thema läuft bei denen? Wer hat mehr Follower?

IMHO sind die Konkurrenten von Vocer, Carta, Netzpiloten, Mobile-Zeitgeist und Meedia eher die großen Medienunternehmen, die sich ihre Inspiration bei den Online-Portalen holen ohne dann in ihren Artikel diese zu verlinken.

Was denkt Ihr – Konkurrenten oder Verbündete?

Update – die ersten Reaktionen trudeln ein:

ikosom bei der Podiumsdiskussion „Qualitätsjournalismus: Neue Ansprüche und alte Werte“

Anforderungen an die Ausbildung und Arbeitsbedingungen von Journalismus in Zeiten von Verlagskrisen, Zeitungssterben und Web 2.0 – darum ging es gestern abend bei einer Podiumsdiskussion „Qualitätsjournalismus: Neue Ansprüche und alte Werte“ in der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin. Für ikosom saß ich dort auf dem Podium – neben Mathias Urbach, Leiter taz.de und Renate Gensch vom Bundesvorstand Deutsche Journalistinen- und Journalisten-Union. Moderiert wurde die Veranstaltung von Alice Ströver, Kulturpolitikerin Bündnis 90/Die Grünen. Die Veranstaltung wurde live gestreamt und aufgezeichnet, das Video wird dann hier im Blog zu finden sein. Continue reading „ikosom bei der Podiumsdiskussion „Qualitätsjournalismus: Neue Ansprüche und alte Werte““

Buchprojekt “Digitale Geschäftsmodelle im Journalismus”

Das Institut für Kommunikation in sozialen Medien plant ein eBook zum Thema “Digitale Geschäftsmodelle im Journalismus”, das über Crowdfunding finanziert und mit Hilfe von Crowdsourcing verwirklicht wird.

Geschrieben und konzipiert wird das Buch von Karsten Wenzlaff und Anne Hoffmann, die sich im Rahmen der Passauer Medientage auch mit Innovationen im Journalismus beschäftigt .

Das Buch wird innovative digitale Geschäftsmodelle für Journalisten aufzeigen. Geschäftsmodelle sind dabei nicht nur die “klassischen” profitorientierten Erlösmodelle im Netz (Werbung, Paywalls, Abos), sondern auch Kombinationen aus freiwilligen Zahlungen (Social Payments, Crowdfunding) und reputationsbasiertem Einkommen (Vorträge, Sponsoring). Hierbei wird Crowdsourcing eine wichtige Rolle spielen: die Leser des Buchs können schon beim Entstehungsprozess des Buches Geschäftsmodelle kommentieren und bewerten – die Kommentare fließen in das Buch ein.

Das Buch wird Journalisten zu ihrem persönlichen Geschäftsmodell und dessen Einfluss auf ihr Selbstverständnis befragen. Ziel ist es, Journalisten und Medienmacher zu finden, die sich trauen, über ihre Erlös- und Geschäftsmodelle offen zu reden, Einkommenswege und -trends zu verraten sowie Chancen und Hürden der Digitalisierung des Journalismus einzuschätzen. Das wandelnde Rollenverständnis sowie die Zukunfts- und Wertvorstellungen der Journalisten stehen dabei zentral im Blickfeld.

Einfach gesagt: Das Buch möchte eine realistische Bestandsaufnahme der heutigen Situation der Journalisten sein. Es will die Voraussetzungen für funktionierende digitale Geschäftsmodelle aufzeigen und damit die Journalisten ermutigen, sich den Herausforderungen der Digitalisierung zu stellen.

Finanziert wird das ganze über Crowdfunding. Auf einer der deutschsprachigen Crowdfunding-Plattformen werden wir das Projekt reinstellen und regelmäßig über unsere Erfahrungen berichten.

Die Autoren:

Karsten Wenzlaff ist Geschäftsführer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien, Fellow am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, Associate bei der stiftung neue verantwortung im Bereich Projekt Journalismus 2.0 und Koordinator des Ohu-Urheberrechts des Co://laboratory Internet und Gesellschaft.

Anne Hoffmann ist Studentin der Medien und Kommunikation (B.A.) an der Universität Passau, Organisatorin der Medientage Passau, Mitglied beim studentischen Verein MuK Aktiv e.V. und temporäre Projektmitarbeiterin beim Institut für Kommunikation in sozialen Medien.

Jörg Eisfeld-Reschke ist Gründer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien, Lehrbeauftragter zu „Strategisches Fundraising-Management“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und tritt regelmäßig als Referent (u.a. Deutscher Fundraising Kongress, Österreichischer Spendertag) und Autor (u.a. wöchentliche Kolumne im Fundraiser-Magazin) zu digitalen Fundraising in Erscheinung.

Es folgen noch:

– Zeitplan

– Inhaltsverzeichnis

– Erläuterungen zum Crowdfunding

Tipps, Kommentare, Hinweise und Ideen werden dankbar angenommen.

Webinar-Online-Journalismus: Trends im Journalismus, Bürgerjournalismus und neue Erlösmodelle

Das Alumniportal Deutschland ist eine Social Network von verschiedenen staatlich finanzierten Organisationen, unter anderem dem DAAD oder dem Goethe-Institut.

Das Alumniportal Deutschland ist ein kostenloses soziales Netzwerk, das von der Bundesregierung finanziert wird. Es bietet Menschen, die in Deutschland studiert oder sich weitergebildet haben, die Möglichkeit, ihre Kompetenzen und Kontakte zu sichern, auszubauen und für ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu nutzen.

Mehr als 25.000 registrierte Benutzerprofile aus mehr als 200 Ländern sind hier versammelt – ein recht eindrucksvolles Netzwerk zur Knüpfung von beruflichen und privaten Kontakten.

Im Januar und Februar haben wir für Politik-Digital und dem Goethe-Institut ein Webinar zum Thema Online-Journalismus durchgeführt. Continue reading „Webinar-Online-Journalismus: Trends im Journalismus, Bürgerjournalismus und neue Erlösmodelle“