Interview zu Crowdfunding für gemeinnützige Organisationen

Crowdfunding ist mittlerweile ein vielbesprochenes Fundraising-Instrument. Kaum eine Fundraising-Bildungsveranstaltung vergeht, ohne dass ein Seminar oder Workshop das Thema in den Fokus stellt oder zumindest streift. In den vergangenen zwei Wochen erklärte ich die Chancen und Möglichkeiten unter anderem auf der Social Media Week, der kollekta und beim Bundeskongress Kommunikation der Diakonie.

In Workshops und Gesprächen sind die Fragen von Fundraisern und Nonprofit-Organisationen konstant gleich. Aus diesem Grund danke ich Kristin Vienco, dass wir huer das Interview veröffentlichen können, welches sie für Ihre Masterarbeit über Crowdfunding – Möglichkeiten und Grenzen für das Fundraising mit mir führte.

Kristin Vienco: Welche Kategorien von Crowdfunding kann man dabei unterscheiden?
Jörg Eisfeld-Reschke: Die eine international übergreifende Definition von Crowdfunding gibt es nicht. Es gibt unterschiedliche Praktiken, die in Deutschland ist relativ einheitlich. Das klassische Crowdfunding wird verstanden als das reward-based Crowdfunding, das mit Gegenleistungen arbeitet. International ist die Definition, die am weitesten verbreitet ist und die auch am weitesten anerkannt ist, jene aus dem Crowdfunding Industry Report. Die unterteilt Crowdfunding in vier verschiedene Ansätze: Erstens donation-based – das ist das, was wir hier als klassisches Spendensammeln bezeichnen würden. Zweitens reward-based, also das Arbeiten mit Gegenleistungen – das klassische Crowdfunding Konzept. Drittens lending-based, bei dem es um kreditähnliche Modelle geht. Viertens dann das equity-based Crowdfunding, was wir hier als Crowdinvesting bezeichnen würden. Das sind die vier maßgeblichen Ansätze im Crowdfunding, die alle auch mit unterschiedlichen Begriffen zum Teil abgetrennt werden, z.B. in Spendensammeln, klassisches Crowdfunding, Crowdlending und Crowdinvesting.

Welche grundsätzlichen Merkmale lassen sich denn für das Crowdfunding mit Gegenleistungen, also dem reward-based Crowdfunding, erkennen?
Im reward-based Crowdfunding, also das am meisten verbreitete Konzept in Deutschland, geht es hauptsächlich um Gegenleistungen, d.h. um Fundraising mit implementierter Gegenleistung. Weiterhin gibt es eine Zielsumme und einen Zielzeitraum und daran werden zwei Prinzipien angesetzt: das eine ist das Transparenz-Prinzip. Dieses stellt dar, welche Summe tatsächlich benötigt wird, um ein Projekt umzusetzen. Das ist dann die Zielsumme. Und das bedeutet, wenn diese Summe zusammenkommt, dann ist dieses Projekt realistisch umzusetzen. Wenn es mehr wird, kann umso mehr umgesetzt werden, aber das ist so das Versprechen. Und zweitens gibt es das Alles-oder-Nichts-Prinzip, d.h. nur wenn die Zielsumme im Zielzeitraum zusammenkommt, wird das Geld an das Projekt ausgezahlt, andernfalls geht es zurück an die Unterstützer. Das dient in gewisser Weise als Schutz für die Unterstützer, weil eben nur dann das Geld fließt, wenn das Versprechen, also das beschriebene Projekt, auch so umgesetzt werden kann mit den zustande gekommenen, finanziellen Mitteln. Das ist der klassische Crowdfunding-Ansatz und der Ansatz, den wir in Deutschland unter Crowdfunding finden und was die Plattformen hier aktuell anbieten und umsetzen. Continue reading „Interview zu Crowdfunding für gemeinnützige Organisationen“