Club-Journalismus bei @krautreporter – Warum man das Experiment unterstützen sollte

Das Magazin „Krautreporter“ will innerhalb von einem Monat 900.000 Euro von 15.000 Unterstützern sammeln und dafür eine neue Form des Online-Journalismus etablieren. Heute ist der letzte Tag und es wird spannend bis zum Schluss, aber es lohnt sich, das Experiment zu unterstützen. Einige der Gründe hat Sascha Lobo schon aufgeführt:

Aus meiner Sicht gibt es noch ein paar Ergänzungen:

Krautreporter erfordert Mut – und mutige Journalisten brauchen wir.

Die wichtigste Charaktereigenschaft der Journalisten und Journalistinnen hinter dem Projekt ist ihre Experimentierfreudigkeit. Keiner weiß am Anfang eines Crowdfunding-Projekt, ob es klappt, welche Kritik kommt, ob es schnell oder langsam geht. Jedes Crowdfunding-Projekt ist anders – und jedes ist spannend für sich. Es gibt keine Garantie, dass es klappt. Ich finde es toll, dass es Journalisten gibt, die sich das einfach mal trauen und damit zeigen, dass später das Projekt auch weiterhin Experimente wagen wird.

Krautreporter waren lernfähig – und lernfähige Journalisten brauchen wir.

Es gab jede Menge Kritik, teilweise berechtigt, teilweise unberechtigt. Mein Eindruck war, dass diese Kritik angenommen, aufgenommen, weiterverarbeitet und konstruktiv genutzt worden ist. Man kann nicht innerhalb einer Kampagne alles umkrempeln und alles neu machen, man kann auch Fehler nicht einfach weglöschen, aber in Deutschland wird immer erwartet, dass jedes Konzept perfekt ist und damit verderben wir uns den Spass beim Ausprobieren.

Krautreporter ist eine Blaupause für leserfinanzierte Medienhäuser – davon kann es ruhig noch mehr geben.

Man hat es an der frühen Unterstützung von Menschen wie Jakob Augstein, Frank Schirrmacher und Konstantin Neven-DuMont gemerkt: Krautreporter ist mehr als nur ein Projekt mit einer großen Summe, sondern kann als Vorbild für leserfinanzierte Online-Medienhäuser dienen, welche die Quersubvention aus Werbung nicht in ihr Geschäftsmodell integrieren wollen. Ich bin mir sicher, dass es in Zukunft in Europa noch mehr solche Projekte geben wird und Krautreporter zeigt, dass es möglich ist, mehr als nur projektbasiert Crowdfunding erfolgreich zu machen.

Krautreporter sorgt für eine neue Form des Clubjournalismus – mehr Clubgeist bitte

Krautreporter setzt die Paywall nicht vor den Inhalt, sondern vor die Community. Das Kommentieren von Artikeln wird den Unterstützern vorbehalten sein. Das läutet eine neue Ära im Journalismus ein, weil man sich nun Gedanken machen kann, wie man die Community-Funktionen innerhalb einer Seite so werthaltig machen kann, dass die Unterstützung gerechtfertigt ist. Communities sind auch bereit, eine gemeinsame Sache zu finanzieren und sie tragen auch die Verantwortung dafür, dass die Sache weitergeht – die taz ist das beste Beispiel dafür.

Krautreporter erzählen eine Geschichte, die alle überrascht.

Vielleicht dachten die Krautreporter, dass die Geschichte des Projekts darin besteht, ein tolles Projekt finanziert zu haben. Die Geschichte aber ist mittlerweile anders: tolles Projekt wurde gelaunched, erhielt viel Aufmerksamkeit, viel Kritik, es war alles knapp – am Ende klappt es doch. Rebound-Kids for Journalism!

Krautreporter ist Open Source Journalismus.

Die Krautreporter versprechen, innerhalb der Seite auch über ihre Quellen zu reden, Texte im Rohentwurf zum Kommentieren freizugeben, Daten zu teilen – OpenSource und OpenInnovation wird auf den Journalismus ausgedehnt und das ist eine tolle Sache.

Krautreporter ist Open Source Crowdfunding.

Die Plattform hinter Krautreporter – Sparker von Bitcrowd – wird nach dem Magazin als Open Source Software gelaunched und wird damit Bewegung in den Crowdfunding-Markt ingesamt bringen.

Der Erfolg von Krautreporter hat mit dem Crowdfunding nichts zu tun – ob das Experiment geglückt ist oder scheitert, sehen wir einem Jahr.

Alle, die in der letzten Woche über das Scheitern gesprochen haben – Crowdfunding-Projekte sind nicht allein erfolgreich, wenn sie die Finanzierungssumme zusammen haben, sie sind dann erfolgreich, wenn sie ihr inhaltliches Ziel umgesetzt haben. Ich finde, dann kann man schauen, was aus dem Projekt geworden ist. Vielleicht werden die Erwartungen nicht erfüllt, vielleicht übererfüllt – aber wer jetzt schon versucht, zu analysieren, was zum Erfolg und Mißerfolg führte, der versteht nicht, dass das richtige Experiment erst morgen losgeht.

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