„Iron-Sky“:Crowdfunding und Abmahnungen – unvereinbar?

Screenshot Startseite Iron SkyDer Verleiher von „Iron Sky“ mahnt Vertreiber von illegalen Kopien ab – ist das mit Crowdfunding unvereinbar?

Der Film „Iron Sky“ wurde zu ungefähr einem siebtel über Crowdfunding und Crowdinvesting finanziert. Ein Beteiligter, der den Film mitfinanziert, ist der Verleih Polyband, der wie der Produzent Oliver Damian im Treffpunkt Kulturmanagent zum Thema Film-Crowdfunding vor ca. zwei Wochen ausführte (Link hier) schon sehr früh an der Produktion beteiligt und auch sehr offen gegenüber dem Instrument des Crowdfunding.

Relativ kurz nach der Veröffentlichung des Films auf der Berlinale tauchten auf diversen File-Sharing-Portalen Kopien des Films auf, aber in der Regel als schlechte Kopien, die im Kinosaal abgefilmt wurde. Der Verleih hat umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, dass keine digitalen Kopien im Umlauf konnte. Wie Oliver Damain ausführte, werden Kopien an Kinos als verschlüsselte Dateien versandt, die einerseits signiert, andererseits nur zu bestimmten Zeiten gezeigt werden können, so dass man sehr schnell feststellen könnte, wer eine Kopie in Umlauf bringen konnte.

Polyband hat nun einzelne Quellen von illegalen Kopien abgemahnt. Hier wurden Internet-Nutzer abgemahnt:

In den letzten Wochen haben einige deutsche Internetuser eine Abmahnung erhalten. Ihnen wurde vorgeworfen, den Film „Iron Sky“ im Internet getauscht zu haben. Wenn sie nicht verklagt werden wollen, müssen sie eine Unterlassungserklärung unterschreiben und 800 Euro bezahlen.

In der Facebook-Gruppe „Crowdfunding“ entsprang daraufhin eine spannende Diskussion. Christian Henner-Fehr brachte die Einschätzung vieler Fans auf den Punkt:

„Mein Geld darf ich zwar teilen, um den Film zu ermöglichen, aber den Film teilt man deshalb noch lange nicht mit mir.“

Zu differenzieren ist, welche Form der illegalen Verbreitung dort abgemahnt wird. Es ist glaube ich unstrittig, dass ein Verleiher jemanden verklagen kann, der als Kinobetreiber versucht, eine Kopie des Films in Umlauf zu bringen. Das Geschäftsmodell des Verleihs ist es ja gerade, mit Kinobetreibern rechtskräftige Vereinbarungen zu Aufführungszeiten und Lizensierungskosten zu treffen – und ein Unterlaufen durch Mitarbeiter der Kinos kann da nicht akzeptiert werden.

Andererseits ist es aber auch so, dass nicht alle Fans von IronSky in der Lage sind, sich den Film anzugucken. Mittels einer Map hatten die Produzenten versucht, den Bedarf einzuschätzen. Aber es ist nicht abwegig, zu vermuten, dass nicht in jedem kleinsten Dorf ein Kino den Film zeigen wird. Es gibt aber offensichtlich einen Bedarf, den Film frühzeitig zu sehen, insbesondere wenn man den Film mitfinanziert hat.

Wie schon im Treffpunkt Kulturmanagement diskutiert, fehlt es an Innovationen der Produzenten und Verleiher, wie man es hinkriegt, dass ein Film nicht erst im Kino laufen muss, dann als DVD verkauft wird und dann erst auf Online-Portalen zum Verkauf freigestellt wird, sondern zeitgleich verschiedene Nutzungsarten (Kino, DVD, Streaming) möglich ist.

Für den Verleiher ist das natürlich schwierig – sein Geschäftsmodell besteht ja gerade darin, dass Kinos den Film zuerst exklusiv erhalten. Kinos wiederum sind darauf angewiesen, dass Filme dort zuerst laufen. Beide Branchen werden umdenken müssen.

5 Replies

  • Euer Fazit, dass beide Branchen langfristig umdenken müssen und sich der aktuellen Situation einer digitalisierten Gesellschaft anpassen müssen, teile ich. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass eine Micro-Finanzierung eines Filmprojekts über Crowdfunding nicht automatisch das Recht einräumt, den Film auch während der Auswertungsphase zu „besitzen“.

    Filmprojekte basieren nun einmal auf der Festival- und Kinoauswertung und in einem zweiten Schritt erst auf der DVD-Auswertung. Ein guter Kompromiss ist es meines Erachtens, den Co-Fundern eine DVD nach der Festival- und Kinoauswertung, aber noch zeitlich vor der offiziellen DVD-Auswertung zu gewähren. So sind ein gewisses Maß an Exklusivität und Wertschätzung der Unterstützer gesichert, gleichzeitig kann aber die Einnahmequelle der Festival- und Kinoauswertung gewahrt werden. Langfristig kann natürlich auch eine Gewinnbeteiligung für die Mitfinanzierer ein Anreiz sein, die Zeit bis zur Filmvorstellung in der Nähe des eigenen Wohnorts bzw. zur DVD zu überbrücken.

  • In dem Moment, wo jemand eine DVD erhält, die nicht über DRM oder ähnliches geschützt wird, sind die Kopien sofort bei den Filehostern präsent. Die Verleiher haben ja sehr viel unternommen, das genau das nicht passiert. Ich glaube aber auch, dass bei IronSky der gleichzeitige Verkauf von DVD, Streaming und Kino nicht den Kinoumsätzen geschadet hätte.

  • Mich würde interessieren, in welcher Größenordnung die Einspielergebnisse an den Kinokassen durchschnittlich zur Gesamtfinanzierung eines Films beitragen? Mit anderen Worten: wie wichtig ist das Kino eigentlich noch für den finanziellen Erfolg? Gibt es da aktuelle Zahlen? Erst wenn ich das weiß, kann ich ernsthaft über Erlösmodelle diskutieren.

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