OpenIHK – die Vollversammlungswahl als Anlass für eine transparentere, partizipativere und digitalere IHK

Im Mai und Juni 2012 finden in Berlin die IHK-Wahlen zur Vollversammlung statt. Diese wird alle fünf Jahre gewählt und besteht aus ca. 100 Mitgliedern, die dann die Politik der IHK bestimmen. Für die meisten Unternehmen aber ist der einzige Kontakt zur IHK die monatliche Zeitschrift „Berliner Wirtschaft“ sowie die jährliche Bezahlung der IHK-Mitgliedergebühr.

Da das ikosom eine sogenannte Unternehmergesellschaft ist, sind wir auch automatisch Mitglied der IHK und machen uns  Gedanken zu dieser Institution. In dem folgenden Artikel geht es darum, ein paar Fragen zu erläutern, die wir den Kandidaten stellen wollen.

Disclaimer: Da wir dazu mehrere Nachfragen bekommen haben, wollen wir folgendes feststellen: Wir sind Mitglied der IHK Berlin, haben die Kandidaten aber NICHT im Auftrag der IHK befragt. Wir sind auch NICHT Mitglied der Wahlinitiative „proKMU“ oder der Wahlinitiative „Starke Stimme“. Aus dem ikosom-Team steht auch niemand zur Wahl, daher distanzieren wir uns von allen Emails, die diesen Eindruck erwecken.

Reicht eine Wahl alle 5 Jahre aus und wie kann man die dauerhafte Partizipation der Mitglieder verbessern?

In Zeiten von digitalen Partizipationstools wie ePetitionen und LiquidDemocracy ist es seltsam anachronistisch, dass die Wahl zur IHK nur alle fünf Jahre stattfindet. Wäre es nicht an der Zeit, darüber nachzudenken, dass man die Berliner Unternehmen regelmäßiger und öffentlicher einbezieht?

Ein Beispiel ist zum Beispiel die Position der IHK zum Ausbau der A100 – die IHK ist dafür. Ob sie damit den Willen der IHK-Mitglieder repräsentiert, würde ich anzweifeln, denn obwohl das Parlament der IHK 2007 demokratisch gewählt worden ist, sind doch seit 2007  gerade in Berlin eine Reihe neuer Unternehmen hinzugekommen, die solchen Infrastrukturprojekten des industriellen Zeitalters relativ skeptisch gegenüber stehen.

Frage an die Kandidaten: Könnte es da nicht sinnvoller sein, bei sehr strittigen Fragen, auch Mitgliederentscheide bei der IHK zu ermöglichen, zumindest Mitgliederbefragungen? Wie steht Ihr zu elektronischen Partizipationsverfahren?

Ist es sinnvoller, mit einer Stimme oder mit mehreren Stimmen zu sprechen – d.h. machen Branchenverbände nicht mehr Sinn, um Politik zu beeinflussen?

Die IHK bemüht sich, die Interessensvertretung der Berliner Unternehmen zu sein. Insbesondere in der Berliner Kreativwirtschaft gibt es  abereine Reihe an Gremien, die direkt mit dem Berliner Senat und dem Abgeordnetenhaus agieren – sei es halbstaatliche Gremien wie das Medienboard Berlin-Brandenburg oder privatwirtschaftlich organisierte Gremien wie die Club Commission.

Die Frag ist, ob diese eher Zugang zum Senat haben als zum Beispiel der Ausschuss Creative Industries der IHK? Natürlich ist es sinnvoll, in so einem Ausschuss die Interessen der Kreativwirtschaftsunternehmen innerhalb der IHK zu bündeln, aber wie man zum Beispiel an dem Dresdner Bündnis für Kreativwirtschaft sehen kann, scheint es da durchaus Bedarf zu geben, über die IHK hinaus eine eigene Vertretung zu initieren.

Frage an die Kandidaten: Wie seht ihr das – eigene Interessensvertretung der Kreativwirtschaft in Berlin oder Stärkung des Ausschusses Creative Industries? Wie kann der IHK-Ausschuss mit den existierenden Gremien (noch) besser zusammenarbeiten?

Wäre eine freiwillige Mitgliedschaft geeigneter, um die IHK mehr an den Bedürfnissen der Mitglieder zu orientieren, oder würde sie dadurch delegitimiert?

Die Zwangsmitgliedschaft in den Wirtschafskammern hat eine lange Tradition und geht auf das korporatistische Verständnis des preussischen Staats zurück. Gerade in der Berliner Kreativwirtschaft lassen sich aber auch die Grenzen dieses Modells deutlich sehen, denn einerseits sind nur ein geringer Anteil der Unternehmer aus der Kreativwirtschaft in der IHK Mitglied, da eine Vielzahl von Solo-Selbständigen, GbRs und Selbständigen-Netzwerke ohne Rechtsform keine Stimme in der IHK haben.

Es gibt daher Gruppen wie die proKMU-Initiative, welche die Abschaffung der Kammerpflicht fordern. Die Frage ist, ob ein freiwillige Vertretung von Berliner Unternehmen dazu führen könnte, dass die IHK sich öfter und regelmäßiger um ihre Mitglieder kümmern würde, oder ob durch den zu erwartenden Austritt vieler Unternehmen allein aus Kostengründen die IHK so geschwächt wäre, dass sie als Organ der Unternehmen überhaupt nicht mehr funktionieren könnte?

Meine Erfahrung aus der Zeit der Bundes- und LandesschülerInnenvertretung sagt, dass beide Modelle ihren Charme, aber auch ihre Risiken haben. Organisationen mit Zwangsmitgliedschaften sind weniger innovativ und flexibel, Organisationen mit freiwilligen Mitgliedschaften haben aber grundsätzlich das Problem, das ihre Wirksamkeit in der Öffentlichkeit in der Regel am sehr starken Engagement einiger weniger Personen hängt und es lange dauert, ein entsprechendes Gehör in der Politik zu finden.

Frage an die Kandidaten: Kammerpflicht beibehalten oder abschaffen?

Wie kann man die Kommunikation zwischen Mitgliedern und IHK digitalisieren?

Die IHK hat, wie andere Großorganisationen auch, das Problem, dass ein Großteil der Mitglieder sehr traditionell verankert sind und als digitale Kommunikationsmethoden wahrscheinlich nur Email und Webseite einsetzen. Das Print-Magazin „Berliner Wirtschaft“ spricht Zeugnis von dieser Kommunikationstradition.

Die Zeitung finanziert sich sehr stark über Anzeigen und es entspricht dem konservativen Werbeverständnis der Berliner Unternehmen, dass sie in einem Online-Magazin der gleichen Reichweite wahrscheinlich weniger Werbung schalten würden – aus Sicht der IHK ist es daher nur konsequent, diese Form der Mitgliederkommunikation zu nutzen.

Auch wenn ein Großteil der Informationen darin sehr interessant sind, so ist doch die Frage, wie das noch zeitgemäß ist. Angenommen ich möchte eine Information der IHK kommentieren, wie kann ich das machen? Die online-veröffentlichten Artikel sind leider nicht kommentierbar, wie das bei einem Corporate Blog normal wäre.

Wenn die IHK sich gerade gegenüber den jüngeren Mitgliedern fit machen will, müssen zusätzliche digitale Kommunikationswege her, aber da müsste sich auch echter Dialog entspannen. Der Twitter-Account der IHK-Berlin ist beispielsweise eine reine Verlautbarungsplattform.

Frage an die Kandidaten: Wie kann die digitale Kommunikation der IHK verbessert werden?

Wie kann man Unternehmer und Start-Ups richtig gut helfen?

Als wir vor einem Jahr ikosom als Unternehmen gründeten (wir hatten davor schon ein Jahr als loses Netzwerk zusammengearbeitet), informierten wir uns auch bei den verschiedenen Beratungsangeboten der IHK. Bis auf kleinere Tipps war das allerdings wenig hilfreich.

Wenn ich mir angucke, mit welchen Papierkram wir Gesellschafter uns in diesem Jahr herumschlagen mussten, auf die uns weder die einschlägige Literatur noch die IHK noch die vielen Gründungscoaches des Bundes oder des Landes vorbereitet haben, dann muss man sagen, dass die IHK-Gründungsberatung eigentlich dringend gebraucht und verbessert werden müsste.

Die IHK macht hier schon eine ganze Menge. Aber es wäre doch mal spannend, zu überlegen, ob Instrumente, wie Mentoring-Programme, soziale Netzwerke und ähnliches sinnvoll wären, um Gründern zu helfen. Dazu gehört auch, neue Formen der Unternehmensfinanzierung zu diskutieren, wie zum Beispiel Crowdfunding oder Lean-Startup-Management.

Frage an die Kandidaten: Wie bewertet ihr das Gründerangebot der IHK? Was kann man verbessern?

Wir werden diese Fragen in der laufenden Woche an die Kandidaten schicken und hoffen, dann eine Antwort zu bekommen, die wir wiederum hier veröffentlichen werden. Wenn ihr selber Fragen habt, dann stellt diese bitte hier in den Kommentaren.

Disclaimer: Da wir dazu mehrere Nachfragen bekommen haben, wollen wir folgendes feststellen: Wir sind Mitglied der IHK Berlin, haben die Kandidaten aber NICHT im Auftrag der IHK befragt. Wir sind auch NICHT Mitglied der Wahlinitiative „proKMU“ oder der Wahlinitiative „Starke Stimme“. Aus dem ikosom-Team steht auch niemand zur Wahl.

15 Replies

  • Sehr geehrter Herr Wenzlaff,

    zunächst erschließt sich mir nicht, was an Facebook, Twitter und Consorten „sozial“ sein soll. Wenn ich mir die Weitergabe von Daten zu kommerziellen Zwecken jedes Absenders und Empfängers bei jeder Aktivität vorstelle, ist wohl eher die Bezeichnung „asozial“ angemessen.

    Wie leider häufig ist hier wohl die mangelnde Internationalität der deutschen Gesellschaft festzustellen, die Begriffe mit falschen Übersetzungen eindeutscht, wie z.B. „Handy“ oder eben auch „sozial“.

    Zu Ihren Fragen:

    1. Die für mich wichtigsten Aufgaben der IHKs liegen im Bereich der Berufsausbildung, der wirtschaftlichen Beratung und der Repräsentation der Wirtschaft.

    Bei allen Formen der gesellschaftlichen Partizipation stellt sich die Legitimationsfrage. Kann man zu jeder Stellungnahme der IHK alle 290.000 Mitglieder befragen? Hat nur der Stimmrecht, der auch Beiträge zahlt? Wie soll das organisiert werden?

    Hier kann ich mir durchaus mehr Mitwirkung vorstellen, insbesondere der kleinen Unternehmen, die ja die Masse der Mitglieder stellt. Aber hier bitte auch Augenmaß halten, vielen Unternehmern wird es trotz neuer Möglichkeiten aus Zeitgründen schwer fallen, sich zu beteiligen.

    Trotzdem ist es den Versuch wert.

    2. Die Kreativwirtschaft hat Bündnisse, die sich aber stärker darstellen und einmischen müssen.

    3. Die Kammerpflicht ist für mich davon abhängig, wie viele der Unternehmen dann zwangsweise Beiträge zahlen müssen. Ich kenne nur die Verhältnisse in Potsdam (dort war unser Unternehmen 10 Jahre ansässig), wo nur 20% der Zwangsmitglieder auch Beiträge bezahlen müssen, der Großteil davon nur den Mindestbeitrag von 80 Euro jährlich.
    Natürlich müssen sich freiwillige Zusammenschlüsse dem Wettbewerb stellen, andererseits gibt es eine Reihe von Aufgaben, Beispiel Berufsausbildung, Prüfungswesen etc., die man „freiwillig“ und „im Wettbewerb“ nicht wird finanzieren und organisieren können.

    4. Kommunikation muss man immer verbessern, auch bei der IHK.
    Wieso aber nur die digitale? Die funktioniert selbst in netzaffinen Organisationen wie den Piraten nicht, wenn die Mitglieder Monate oder jahrelang darauf warten müssen, irgendwelche Zugangsdaten zu bekommen.

    5. Das kann ich nicht beantworten, hier fehlen mir noch detaillierte Kenntnisse der Berliner Verhältnisse. Ich kenne allerdings zahlreiche Anlaufstellen für die Gründerberatungen.
    Wenn die IHK Berlin mehr leisten kann, dann sollte sie das auch tun.

    Mit freundlichen Grüßen

    Gerhard Lehmann

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    Film und Video Untertitelung GmbH
    http://www.untertitel-gmbh.de

  • Wie stehen Sie zu elektronischen Partizipationsformen in der IHK?

    Die meisten Entscheidungen mussten in der Vergangenheit von Repräsentanten gefällt werden, denn nur durch sie war die Anwesenheit von allen betroffenen Gruppen zu gewährleisten. Teilhabe hat heutzutage aber nichts mehr mit Anwesenheit zu tun. Die Rolle des Repräsentanten wird deshalb eine deutlich geringere, so die jeweilige Institution die Gegebenheiten der Zeit nutzt.
    Dieser Prozess des Wandels steht genauso in der IHK an, wie für viele Parteien und Vereine.

    Wie stehen Sie zu einem eigenen Bündnis für die Kreativwirtschaft (analog dem Dresdner Modell) in Berlin?

    Die Kreativwirtschaft ist einer von drei Entscheidenden Treibern der
    Wirtschaftskraft Berlins geworden. Anders als Gesundheitswirtschaft und Mobilität ist sie jedoch eine junge Branche und zudem durch den hohen Anteil an Soloselbständigen extrem kleinteilig organisiert.

    Das macht die Durchsetzung der eigenen Positionen gegenüber dem Rest der Vollversammlung nicht immer leicht, wie sich bereits bei den zur Wahl 2011 formulierten Papieren zeigte. Ein Bündnis nach Dresdner Beispiel sollte man insofern zumindest prüfen.

    Wie stehen Sie zur Kammerpflicht?

    Prinzipiell ist es richtig die Interessen der Wirtschaft an einem Punkt zu bündeln. Da sie vielseitig ist kann dies nur durch eine Zwangsmitgliedschaft geschehen. Diese könnte man jedoch gemäß Branche und Firmengröße individueller gestalten.

    Wie kann man die digitale Kommunikation der IHK verbessern?

    Das Prinzip eines digitalen Quorums und ein Open Book Prinzip (schließlich ist man eine Interessensvertretung) gegenüber Mitgliedern wäre wünschenswert.

    Wie kann man die Gründerberatungen der IHK verbessern, insbesondere für Startups im Bereich der digitalen Medien?

    Meine Erfahrung ist, dass das weniger eine Frage der Strukturen, sondern der Personen ist. Wir brauchen Berater die aus der „Szene“ kommen.

  • Sehr geehrter Herr Wentzlaff,

    anbei meine Antworten. Mehr in unserem Video unter http://www.pro-kmu.com.

    Viele Grüße sendet Ihnen
    Oliver Scharfenberg

    F r a g e a n d i e K a n d i d a t e n:
    Wie seht ihr das – eigene Interessensvertretung der Kreativwirtschaft in Berlin oder Stärkung des Ausschusses Creative Industries?
    Wie kann der IHK-Ausschuss mit den existierenden Gremien (noch) besser zusammenarbeiten?

    Leider zeigt die Wahlbeteiligung der letzten Jahre (im Jahr 2007 ca. 4,5%) das es hier viel zu verbessern gibt. Wir denken die IHK ist eine vom Grundgedanken richtige und wichtige Institution, jedoch muss die Basis viel mehr Einfluss auf die Arbeit der Kammer haben. Wenn dann im aktuellen Fall beschlossen hat, man möchte die Wahlergebnisse nur noch eingeschränkt veröffentlichen ist dies sicherlich ein Schritt in eine ganz verkehrte Richtung.

    Wir stehen für mehr Transparenz und Unternehmerbeteiligung und werden dies auch in der Vollversammlung einfordern.

    Hier muss man sich die Frage stellen, was die Kernaufgaben der IHK sind. Ist es möglich das Gesamtinteresse aller wirtschaftlich tätigen zu vertreten?

    Wie lautet dann da Gesamtinteresse vom Blumenhändler und Atomkraftwerksbetreiber? Ich kann mir persönlich die Frage nicht wirklich beantworten.

    Sicherlich ist es Sinnvoll das die IHK die Rahmenbedingungen für die Berufsausbildung legt. Auch kann die IHK Seminare entwickeln, jedoch darf Sie nicht mit Ihren Mitgliedern in Konkurrenz treten.

    Die IHK könnte eine Schnittstelle von Verbänden, Vereinen, usw. zur Regierung sein. Damit dies aber demokratisch funktioniert muss aber absolute Transparenz her.

    Jeder Einzelne sollte die Möglichkeit haben eine „Art von Wirtschaftspetition“ einzureichen. So kann jeder am Meinungsfindungsprozess teilnehmen.

    Die Vergangenheit hat schon vielfach gezeigt das der Staat nicht der bessere Unternehmer ist. Manche Aufgaben sollte jedoch der Staat „Körperschaft“ übernehmen um hier eine zu starke Einmischung auszuschließen.

    Ich denke, es ist wichtig das die Ausschüsse öffentlich ausgeschrieben werden und jeder Beteiligte (Unternehmer) sollte sich in einen einbringen können. Dies würde die Qualität der Arbeit verbessern, wenn engagierte Unternehmer Ihre Interessen selbst erarbeiten und dann als Meinung der Branche präsentieren.

    Hier könnte Liquid Feedback eine gute Grundlage sein um in allen Ausschüssen eine demokratische Meinungsfindung zu ermöglichen.

    F r a g e a n d i e K a n d i d a t e n:
    Kammerpflicht beibehalten oder abschaffen?

    Zunächst möchte ich klarstellen, das die Abschaffung des Kammerzwangs nicht von der Vollversammlung beschlossen werden kann. Was wir aber erreichen wollen und können ist, das die IHK zu einem schlanken, modernen und transparenten Dienstleister wird. Die IHK soll sich auf Ihre Kernaufgaben b eschränken.

    Die IHK Berlin hat in Ihrer Zeit als eingetragener Verein auch ohne Zwangsmitgliedschaft existieren können. Auch die Berufsausbildung funktionierte einwandfrei. Dies wäre also keine Argument für den Kammerzwang.

    In Berlin bezahlen ca. 35-40 % der Betriebe einen IHK Beitrag. Solange die Zwangsmitgliedschaft existiert, bin ich der Meinung das es gerechter bei denen zugehen muss, die den Beitrag leisten. Der wirtschaftlich Stärkere muss auch am System IHK entsprechend beteiligt werden. Wir bei der Einkommenssteuer, müssten die wirtschaftlich leistungsfähigeren auch einen größeren Beitrag zum System leisten. Das wäre gerecht und würde Kleinunternehmer entlasten. Zumal die Miniunternehmer zur Zeit fast keinen Nutzen von der IHK haben.

    L a n g f r i s t i g muss der Kammerzwang fallen, aber erst mal muss die IHK modernisiert und für die Mitglieder interessanter werden.

    F r a g e a n d i e K a n d i d a t e n:
    Wie kann die digitale Kommunikation der IHK verbessert werden?

    Jeder Unternehme muss am Meinungsfindungsprozess teilnehmen können. Hier könnte Liquid Feedback eine gute Grundlage sein. Die IHK muss das Gespräch mit der großen Masse der Unternehme suchen und nicht mit einigen.

    F r a g e a n d i e K a n d i d a t e n:
    Wie bewertet ihr das Gründerangebot der IHK?
    Was kann man verbessern?

    Ich denke die IHK sollte allgemeine Informationen an die Unternehmer geben. Auch die Idee eines einheitlichen Ansprechpartners ist sehr sinnvoll und muss deutlich ausgebaut werden. Aus eigener Erfahrung musst ich erfahren, wie schwer es ist sich im Verwaltungsdschungel zurechtzufinden. Wir müssen jedoch aufpassen das die IHK nicht selbstständigen Unternehmensberatern (auch IHK Mitglieder) die Kunden wegnimmt.

  • Die Position zum Ausbau der A100 belegt, dass die IHK nicht immer im Sinne Ihrer Mitglieder handelt. Eine moderene Demokratie sollte auf Medien dieser Zeit zurückgreifen, damit Bedürfnisse der Unternehmerschaft in einen angemessenen Kontext gesetzt werden können.
    Gerade im Bereich der Kreativwirtschaft halte ich es für notwendig, dass Themen durch die Basis auf die Tagesordnung gesetzt werden. Dort, wo Innovation entsteht, müssen Initiativen für neue Themenschwerpunkte erfolgen. Elektronische Partizipationsverfahren finde ich allein deswegen schon notwendig.
    Berlin kann als Kreativmetropole eine bedeutende Vorreiterrolle in Sachen Partizipation spielen.

    Interessensvertretungen finde ich wichtig, denn nicht immer kann ein einzelner Akteur zu allen Themen Stellung beziehen und sich eine qualifizierte Meinung bilden. Eine Interessensvertretung sollte nah am Unternehmer sein, seine Bedürfnisse kennen und ihn in seinem Sinne vertreten.
    Bei Vertretungen, die auf Zwangsmitgliedschaft beruhen, besteht die Gefahr, dass nicht mehr im Sinne des Mitglieds gehandelt wird. Eine Interessensvertretung muss sich nämlich nicht bemühen, wenn das zu vertretende Mitglied ohnehin keine Wahlfreiheit besitzt.
    Aus meiner Sicht können gerechte Interessensvertretungen nur funktionieren, wenn diese Wahlfreiheit besteht, denn nur so kann ein solides Vertrauensverhältnis zwischen Mitglied und seiner Vertretung aufgebaut werden.

    Liquid Democracy schließt mit ein, dass ich meine Stimme delegieren kann und dass ich diese Delegation jederzeit widerrufen kann. Interessensvertretungen könnten im Prozess der elektronischen Partizipation eine wichtige Rolle spielen: sie könnten als Experten-Einheiten des deligierten Vertrauens fungieren.

  • Hallo Herr Wenzlaff,
    gerne nehme ich als Kandidatin der der Gruppe 17 zu Ihren Fragen auch Stellung. Ich unterstütze übrigens die Initiative proKMU und bin seit über 10 Jahren Pflichtmitglied mit meinem Unternehmen bei der IHK zu Berlin.

    Zunächst finde ich, dass eine Amtszeit von 5 Jahren im Ehrenamt eher nicht zeitgemäß ist. Die Amtszeit lehnt sich sicherlich auch ein wenig an die aktuelle Senatsperiode an, aber trotzdem ist klar erkennbar, dass die ehrenamtliche Beteiligung über einen so langen Zeitraum stets überall abnimmt und letztendlich immer der gleiche (kleine) Personenkreis über die wichtigen Fragen abstimmt und entscheidet. Ich wäre für einen 2 Jahreszeitraum. Ungeachtet des Vorgenannten muss man allerdings deutlich sehen, dass der Wahlkampf der IHK (alle zwei Jahre) sicherlich erhebliche Kosten verursacht.

    Zur ersten Frage ist meine Meinung ziemlich deutlich. In heutiger Zeit muss es möglich sein, dass jeder Unternehmer/jedes Mitglied die Möglichkeit hat im Internet seine Meinung zu äußern zu aktuellen Fragen zu denen sich die IHK gegenüber der Politik äußern will oder soll. Mitgliederentscheide halte ich hingegen nicht für richtig. Wer Mitglied ist und aktiv mit entscheiden will, der möge sich engagieren und kandidieren und sich wählen lassen. Die gewählten Kandidaten sind aus meiner Sicht Delegierte der restlichen Mitglieder. Insoweit wünschte ich mir, dass die Mitglieder einer Wahlgruppe ihre gewählten VV Mitglieder direkt erreichen können, kennen und von denen informiert werden. Hier geht es ja um viele Branchenthemen, die einige Unternehmer immer nicht interessieren werden, weil sie der Branche gar nicht angehören. Zu welchen Themen könnten schon alle Unternehmensbranchen gleichermaßen befragt werden? Meinetwegen der neue Flughafen, aber auch hier ist doch festzuhalten, dass nicht jeder an der Frage und diesem Thema ein berufliches Interesse hat oder sich nicht bewußt ist, dass er ein Interesse haben sollte. Derzeit halte ich für mich fest, dass die VV Angehörigen Beauftragte der Gesamtmitglieder sind und diese strittigen Fragen verantwortungsvoll vertreten müssen, allerdings mit sehr viel mehr Rückkoppelung zu den eigenen Wählern.

    Die Frage zwei sehe ich skeptisch. Zunächst einmal ist die typische Kreativwirtschaft, wie ich jetzt die Frage verstehe, überhaupt nicht gewerbliches Mitglied in der IHK. Die IHK vertritt die Interessen der Gewerbetreibenden. Beruflich weiß ich, dass die Kreativwirtschaft in Berlin ein wichtiges Thema ist und die Vertreter dieser Branche vieles in Berlin kritisieren und teilweise vor Problemen stehen, vor denen Gewerbetreibende nicht stehen. Ich halte es wirtschaftspolitisch für extrem wichtig auch die Entwicklungen der Kreativwirtschaft in Berlin zu beobachten und zu begleiten. Da es in der Tat auch durch Rechtsform oder mangels entsprechender Ausbildung/Studium dazu kommen kann, dass kreativ Schaffende auch IHK Mitglied sein können, benötigen diese auch eigene Mitglieder in der VV und natürlich muss dann auch eine Zusammenarbeit zu Problemthemen stattfinden. Grundsätzlich sehe ich aber viel Sinn darin, dass sich eine Berufsvertretung der Kreativwirtschaft findet, die stark ist und an Schnittstellen themenbezogen mit der IHK und Anderen zusammenarbeitet.

    Zur dritten Frage: Die Kammerpflicht kann gar nicht durch die Kandidaten oder VV Mitglieder einfach abgeschafft werden. Es ist einfach ein Umdenken erforderlich, deutschlandweit. Die IHK zu Berlin muss sich bei bestehender Kammerpflicht deutlich mehr den Interessen der Mehrheitsunternehmer widmen und das sind die Kleinunternehmungen, die den Interressenvertretern der Großunternehmungen in der Anzahl und der Mitsprachemöglichkeit in der VV und den Ausschüssen,völlig gleichgestellt werden müssen. Wenn dann erkennbar wird für jedes Pflichtmitglied, das es einen wirklichen Nutzen erfährt durch die Arbeit der IHK, die Themen auch ihn wirklich betreffen und da gekämpft wird mit dem Senat zur Durchsetzung von Forderungen und Veränderungen, dann kann und sollte die Pflichtmitgliedschaft zur Finanzierung der gesamten Arbeit durchaus bestehen bleiben. Ist der Nutzen weiterhin nicht transparent erkennbar, dann möchte ich, dass die Pflichtmitgliedschaft aufhört. Wer mich nicht vertritt, nicht hört und überdies noch als Kammer mein eigener Konkurrent ist, z.B. im Bereich der Existenzgründungsberatung, Schulung, Seminarangebot etc. pp, kann nicht ernsthaft von mir erwarten, dass ich ihm auch noch pflichtweise Beiträge dafür zahle!!! Das vor allem, wo die VV einen Beschluss gefasst hat, dass sie mit keinem Angebot jemals gegen die eigenen Leistungsangebote der Mitglieder auftreten will. Das tut sie aber sehr deutlich eben doch! Was haben wir also von dieser IHK im Rahmen einer Pflichtmitgliedschaft zu erwarten? –

    Ich möchte die Gelegenheit nutzen und auch den Finger in dem Zusammenhang auf eine andere Berufsbranche legen, die sich einer existenzbedrohenden politischen Ausgrenzungpolitik in den letzten Jahren in Berlin ausgesetzt sieht und von der IHK, nach meiner Beobachtung, so gar keine starke Unterstützung erfährt. Es handelt sich um die Branche des gewerblichen Spiels, die Automatenaufsteller und Automatenbetreiber, im allgemeinen Sprachgebrauch „Spielhallen“ genannt. Beachten wir, dass eine Unternehmervertretung, die Unternehmer- und Unternehmeninteressen zu vertreten hat, wenn diese Unternehmen und Unternehmer auf der Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen handeln und ihr Geschäft betreiben. Und genauso haben die legalen „Spielhallen“betreiber und Automatenaufsteller ihr Geschäft betrieben. Die Regulierungswut, Steuererhöhung und letztendlich der, Entschuldigung, Vernichtungsfeldzug, den die Politik gegen Unternehmer unserer Gesellschaft betrieben hat und betreibt, sollte jeden Unternehmer jeder anderen Branche, ungeachtet der konkreten Branche, aufhorchen lassen. Hier hätte ich von einer IHK erwartet, dass sie Themenführer gegen die Politik und für die Pflichtmitgliedsunternehmer ist! Wenigstens hätte sie zwischen den Parteien als kompetenter Moderator auftreten können, bzw. müssen. Und bei allem Respekt, hier geht es u.a. um die Gefahr der Vernichtung von mehreren Ausbildungsberufen der besagten Branche!! Diese Ausbildungsberufe sind nach jahrelanger harten Arbeit erst vor „Kurzem“ ins Leben gerufen worden und ich befürchte, dass durch die aktuellen Entwicklungen diese Ausbildungsberufe wohlmöglich nicht zu halten sind. Ein Skandal, wenn Sie meine Meinung dazu hören wollen!

    Eine starke Veränderung im Rahmen der Vollversammlungsentscheidungen und Themen, die besprochen werden, muss endlich erreicht werden. Das ist m.E. der richtige Weg.

    Die digitale Kommunikation kann dadurch verbessert werden, dass ähnlich facebook etc. pp, z.B. die Fragen und Themen der Tagesordnung der VV und der Ausschüsse öffentlich und transparent gehalten werden und die Mitglieder ihre Meinung posten können. Diese Meinungen müssen dann mit hineingetragen werden in die IHK Diskussionen. Das stelle ich mir überhaupt nicht schwierig vor. Wo ein Wille ist, wird schon bald ein tragfähiger und innovativer Weg sein. Beachten wir bitte, dass die IHK nicht eine weitere politische Partei in Berlin darstellt, auch wenn sie m.E. so agiert. Die Handelnden werden durch die Mitgliedsbeiträge bezahlt. Auch die Angestellten. Der Arbeitgeber der Angestellten der IHK, sind die zahlenden Unternehmer! Keinesfalls der Senat oder die Politik schlechthin. Insoweit erwarte ich absolute Transparenz bei den Überlegungen und Meinungen, die die IHK dem Senat gegenüber im Namen der IHK Mitglieder mitteilt und vertritt.

    Ich erwarte, dass die IHK ihre Kernaufgaben sehr gut wahrnimmt. Hier vor allem die Berufsausbildung und alles, was mit dem Thema zusammenhängt. Es wird eine wichtige Aufgabe sein im Rahmen der neuen VV Zusammensetzung nach der Wahl zunächst erst einmal zu überprüfen, wo sich die IHK überall engagiert, wo sie deutlich keinen ernsthaften Nutzen für ihre Mitgliedsunternehmen der einzelnen Branchen in Berlin herführt. Das muss transparent kommuniziert werden als Beginn für die digitale Kommunikation mit den Mitgliedern.

    Zu Ihrer letzten Frage, die ja letztendlch mit Steckenpferd ist, weil mein Unternehmen in der Existenzgründungsbranche seit 10 Jahren in Berlin tätig ist. Das Gründerangebot der IHK ist teilweise sehr zu begrüßen. So ist z.B. im Bereich Gastronomie schon seit Jahren das Lebensmittelhygieneseminar sehr z u loben und der Gedanke, der Lehrinhalt und die Dozenten unbedingt erforderlich! Und hier zeigt sich halt auch, dass mit diesem Angebot keine sichtbare Konkurrenz zu den Mitgliedsunternehmen betrieben werden kann. Es handelt sich um ein „übergeordnetes Thema“, dass einer IHK würdig ist und die IHK Aufgaben deutlich sichtbar aufzeigt!
    Richtig, „der Papierkram“, hier erwarte ich von einer IHK, dass sie konkret gegen den Senat sich positioniert und konkret aufzeigt, welche Formulare z.B. eine „Zumutung“ sind, geändert werden müssen, Abläufe gestraft werden müssen und die IHK sollte einfach verständliche Ausfüllhilfen und Erklärungen zu den Formularen bereitstellen. Am Besten digital. Jede mündliche Auskunft wäre im Bereich der Existenzgründung, den Mitgliedsunternehmen zu überlassen, die individuell dann am Kundenproblem arbeiten können.

    Ob man Netzwerke benötigt um Gründern zu helfen, wirft die Frage auf, wer sich im Netzwerk befindet? Netzwerke helfen immer nur dann, wenn schwache Netzwerkteilnehmer, also die auf Aufträge hoffen, mit starken Netzwerkteilnehmern, also denen, die interessiert sind, wie sie ihre Arbeit effizienter oder innovativer in Zukunft gestalten können, zusammenkommen. Wenn das die IHK endlich mal Flächendeckend in Berlin anbieten und einführen würde, wäre es m.E. eine starke Bereicherung für die berliner Wirtschaft. Es reicht aber deutlich nicht aus, dass sich in Berlin immer nur wieder die „Großen“ auf allen Veranstaltungen wiedersehen und treffen und die Vielzahl der Mitgliedsunternehmen, auch die Existenzgründer, können nicht mal zur Jahresauftaktveranstaltung der IHK kommen, um auch mal eine Chance zu erhalten, z.B. mit dem Regierenden Bürgermeister ein Wort zu wechseln oder, wers mag, mal die Hand zur Begrüßung zu reichen. Sie verstehen sicherlich, was ich damit ausdrücken möchte. Verbessern muss sich sehr viel bei der IHK. Neutrale Informationsstelle und Vertretung der Unternehmensbrancheninteressen, auch für die Gründungslandschaft. Netzwerke nicht nur für Gründer, sondern für alle Branchenvertreter inkl. Gründer!

    Ich bitte um Nachsicht, dass meine Antworten umfangreich sind. Ich denke, dass sind wir den Berliner Unternehmern/Mitgliedern der IHK aber schuldig, damit wir mal ins Gespräch und in die Diskussion kommen.

    Viele Grüße, Kerstin Neumann

  • Lieber Karsten,

    ich freue mich, dass Du Dich mit der Kammerwahl intensiv beschäftigst. Bevor ich Deine Fragen beantworte, muss ich ein paar Gedanken vorweg schicken:
    Mit meiner Kandidatur verbinde ich das Ziel, die Kammer auf den Tag nach dem Fall der Pflichtmitgliedschaft vorzubereiten. Der Kammerzwang ist ein Relikt vergangener Tage. So lange es ihn gibt, müssen für die IHK als Körperschaft des öffentlichen Rechts höchste Standards hinsichtlich Transparenz und Demokratie gelten. Ihre Angebote müssen sich auf die Erfüllung gesetzlicher Pflichten beschränken und hinsichtlich Preis und Leistung wettbewerbsfähig werden.

    – Wie stehen Sie zu elektronischen Partizipationsformen in der IHK?
    Ich stehe dem sehr positiv und erwartungsvoll gegenüber. Denn da die IHK einerseits eine klar definierte Mitgliederstruktur hat und andererseits aufgrund der betrieblichen Praxis hinreichend mit digitalen Kommunikationsmitteln ausgestattet ist, fallen viele Hürden weg, die digitale Bürgerbeteiligung ansonsten hat. Ich gehe davon aus, dass die nächste Vollversammlung zu Beginn ihrer Arbeit dafür sorgen wird, dass die Mitgliederbasis nach ihrer Meinung in den wichtigsten Betätigungsfeldern der Kammer befragt und in der Folge auch an Entscheidungen beteiligt wird.

    – Wie stehen Sie zu einem eigenen Bündnis für die Kreativwirtschaft (analog dem Dresdner Modell) in Berlin?
    Ich habe nicht das Gefühl, dass es in Berlin ein Defizit an Netzwerken in der Kreativwirtschaft gibt. Sollte hier dennoch Bedarf bestehen, muss sich ein solches Bündnis direkt aus der Kreativwirtschaft heraus formieren und kann und sollte nicht von der IHK übergestülpt werden.

    – Wie stehen Sie zur Kammerpflicht?
    Abschaffen!

    – Wie kann man die digitale Kommunikation der IHK verbessern?
    Der Engpass ist hier tatsächlich nicht im Mitarbeiterstab zu suchen, sondern bei den Entscheidern in Vollversammlung und Präsidium. Ich bin guter Dinge, dass es nach der Wahl seitens dieser Gremien einige Initiativen geben wird, um Kommunikationswege effizienter und Entscheidungsprozesse transparenter zu machen.

    – Wie kann man die Gründerberatungen der IHK verbessern, insbesondere für Startups im Bereich der digitalen Medien?
    Gar nicht. Dieses Angebot gehört abgeschafft. So lange sich die Kammer aus den Zwangsbeiträgen ihrer Mitglieder finanziert und so lange sie Mitglieder hat, die Existenzgründungsberatung professionell anbieten, darf sie zu diesen Mitgliedern nicht auch noch mit „kostenlosen“ Angeboten wettbewerbsverzerrend in Konkurrenz treten.

  • Sehr geehrter Herr Wenzlaff,

    ich bin Kandidat der Wahlgruppe 17 und schließe mich hinsichtlich Ihrer konkreten Fragestellungen den Ausführungen der Frau Neumann sowie der Herren Scharfenberg, Mitterneder und Hübner weitgehend an.

    Legitimation?
    Mit breiter Brust spricht der Präsident der IHK für die ganze Berliner Wirtschaft, der Präsident des DIHT für 6.000.000 Unternehmer. Das können wir nicht steigern, wollen wir das?
    Gewählt haben knapp 4,5 % der Unternehmer, also stützt sich der Präsident auf rund 2,5 % der Unternehmen.

    Faktische Beherrschung durch einen „geheimen Bund“:
    Nur Großbetriebe und ihnen nahestehende bzw. von ihnen abhängige Unternehmen besetzen die Spitze der IHK und die Masse der Klein- und Mittelbetriebe bleibt außen vor. Die Großbetriebe werden meist von Bevollmächtigten und selten von Unternehmern vertreten.
    Sie bringen fertige Listen mit, wer alles gewählt wird, wer Posten bekommt und wer ehrenhalber in die Vollversammlung als voll stimmberechtigtes Mitglied aufgenommen wird.
    Jeder der auf Liste steht, wird gewählt und kein anderer.

    Dieser Geheimbund wird bestritten, diese Listen fallen ihnen wohl vom lieben Gott in die Hände.

    Die beiden letzten IHK-Präsidenten Werner Gegenbauer und Dr. Eric Schweitzer (ALBA), beides hochintelligente Herren mit feinen Manieren und nach außen würdige Repräsentanten der IHK, sind zwar Vertreter respektabler Familienunternehmen, aber auch Vertreter von Großbetrieben und alles anderes als Vertreter des Mittelstandes.
    Wir alle haben irgendwelche Interessen. Eine zu vermutende besondere Interessenlage dieser Unternehmen möchte ich ausdrücklich nicht kritisieren, genauso wenig wie den Umstand, dass diese Herren schon mit rund 50 Jahren reif für den Ehrenpräsidenten waren bzw. sein werden.

    Verbesserung der Kommunikation:

    Betrachten Sie zu dieser Fragestellung die Wirklichkeit in der IHK-V V. Ein Meinungsaustausch der IHK-Vollversammlungsmitglieder untereinander per e-mail ist offiziell nicht gewollt. Der Geschäftsführer soll den Kommunikationsfluss steuern. Deshalb landen kritische Fragen oder Initiativen von außerhalb in der Regel nicht einmal als Tischvorlage in die V V. Die schweigende Mehrheit der Versammlung empfindet jedes Kontra gegen die offizielle Linie als störend.

    Transparenz und Kommunikation sind unerwünscht.

    In Zukunft muss nicht nur die Kommunikation in der Versammlung erfolgen, sondern mit den Mitteln des Internets auch die Meinung des einzelnen Unternehmers die Vollversammlung und nicht nur bestimmte Schubladen der IHK erreichen.

    Wegen dieser Zustände freue ich mich als Delegierter der alten VV über jedes Gesicht in der zukünftigen Versammlung, welches Mumm und Courage zeigt.

  • Hallo Herr Wenzlaff,

    hier die Antworten:

    1. – Wie stehen Sie zu elektronischen Partizipationsformen in der IHK?

    Grundsätzlich ist die stärkere Einbeziehung von allen Mitgliedern bei
    wichtigen oder richtungsweisenden Entscheidungen richtig. Problematisch war
    in der Vergangenheit die Organisation durch Präsenz, das geht heute
    natürlich einfacher. Daher begrüße ich solche Ideen, weise aber auch auf die
    Funktion der IHK-Vollversammlung bzw. der IHK-Repräsentanten hin, die
    entsprechende demokratische Vertretungsberechtigung haben. Hier muss dann
    abgewogen werden, bei welchen Themen die elektronische Partizipierungsform
    greifen soll und wo nicht.

    2. – Wie stehen Sie zu einem eigenen Bündnis für die Kreativwirtschaft
    (analog dem Dresdner Modell) in Berlin?

    Die Kreativwirtschaft ist derzeit hoch im Kurs – PolitikerInnen fast aller
    Parteien entdecken langsam und gemächlich die enorme zukunftsweisende
    Wirtschaftskraft dieser expandierenden Branche. Die IHK ist mit dem
    Kreativausschuss bereits gut aufgestellt, einzelne Branchenverbände leisten
    ebenfalls gute Lobbyarbeit. Auch auf Bezirksebene formieren sich Foren dazu.
    In der Tat ist die Branche jedoch sehr heterogen und kleinteilig, das macht
    sie für die Politik manchmal zu wenig greifbar. Das mag Aufgabe von so einem
    Bündnis sein, im wahrsten Sinne des Wortes diese Kräfte zu bündeln und
    schlagkräftig zu machen. Welche Form und welche Mitglieder so was haben
    könnte, müsste man dann noch diskutieren, wenn man die Inhalte definiert
    hat. Sollten diese Inhalte jedoch bereits durch andere Organisationen
    abgebildet werden können, plädiere ich für schlanke Strukturen – also gegen
    eine solche Gründung. Für den anderen Fall müsste man solch ein Bündnis
    prüfen.

    3. – Wie stehen Sie zur Kammerpflicht?

    Mir sind die Pro- und Contra-Argumente bekannt, und sicherlich auch dem
    Leser dieser Zeilen. Ich verstehe die Bedenken der Zwangsmitgliedschaft, ich
    habe mich zu Beginn meiner Selbstständigkeit auch gefragt, was das soll. Man
    lernt aber auch dazu … und wirklich was bewegen kann man nur als große
    Organisation, wir alle wissen um die umfangreichen Aufgaben der IHK. Wie bei
    anderen Kammern auch finde ich daher die Kammerpflicht zwar
    diskussionswürdig, spreche mich aber unter´m Strich dafür aus, so lange mir
    keine anderen Erkenntnisse vorliegen.

    4. – Wie kann man die digitale Kommunikation der IHK verbessern?

    Im digitalen Zeitalter kann man die elektronischen Partizipationsformen
    ausbauen, ich verweise daher auf meine Antwort zu Frage 1. Möglicherweise
    könnte man auch manche zusätzliche Abstimmung nach rechtlicher Prüfung
    online gestalten, dann könnten sich mehr Mitglieder zu einzelnen Themen
    einbringen. Manche Ideen dazu finde ich super und hoffe auf ihre Umsetzung.

    5. – Wie kann man die Gründerberatungen der IHK verbessern, insbesondere für
    Startups im Bereich der digitalen Medien?

    Ich habe noch nie einer Beratung im Bereich der digitalen Medien beigewohnt,
    ich komme eher aus dem Veranstalterbereich/Clubszene. Sollte es Dinge geben,
    die sich bei diesen Beratungen verbessern lassen – her mit den Vorschlägen
    zur IHK! Nix ist so gut, dass es sich nicht verbessern ließe. Und erst durch
    Kritik kann man was ändern.

    Mit freundlichen Grüßen

    Olaf Möller

    OM PartyEvents UG
    Conception – Organisation – Booking – Management
    http://www.om-partyevents.com
    http://www.berliner-schlagerfest.de

  • Sehr geehrter Herr Wenzlaff,

    gerne nehme ich zu Ihren Fragen Stellung.

    – Wie stehen Sie zu elektronischen Partizipationsformen in der IHK?
    M.E. spielen die elektronischen Partizipationsformen heute eine nicht mehr
    wegzudenkende Rolle in der Möglichkeit der Teilnahme, Mitgestaltung und
    Meinungsbildung. Die vielversprechenden Ansätze der IHK können und sollten
    in diesem Sinne noch erheblich weiter ausgebaut werden.

    – Wie stehen Sie zu einem eigenen Bündnis für die Kreativwirtschaft (analog
    dem Dresdner Modell) in Berlin?

    Ich glaube nicht, dass dies von vordringlicher Notwendigkeit ist. Ich möchte
    mich nicht strikt dagegen aussprechen, allerdings sollte m.E. Priorität auf
    den Ausbau der vorhandenen Bündelungsaktivitäten – auch seitens der IHK –
    gelegt werden, um nicht möglicherweise unnötig Ressourcen für den Aufbau
    paralleler Interessenvertretungen zu vergeuden. Das weitere Vorgehen in
    dieser Frage hängt insoweit von der erfolgreichen – oder eben nicht
    erfolgreichen – Fortentwicklung der bisherigen Aktivitäten ab, und sollte
    deshalb regelmäßig wieder auf den Prüfstand gestellt werden.

    – Wie stehen Sie zur Kammerpflicht?

    Sie ist nicht schön, aber historisch leider so gewachsen. Ich bin der
    Meinung, dass man in dieser Frage den Einstieg in den Ausstieg organisieren
    und vollziehen sollte.

    – Wie kann man die digitale Kommunikation der IHK verbessern?
    Indem alle Beteiligten diese Diskussion weiter führen – und prüfen, wer was
    mit welchen Mitteln zur Verbesserung beitragen kann.

    – Wie kann man die Gründerberatungen der IHK verbessern, insbesondere für
    Startups im Bereich der digitalen Medien?

    Indem die vorhandenen Kompetenzen der IHK mit den Förder-Kompetenzen der
    (Förder-) Banken und Verbände kombiniert und ergänzt werden. Zudem gilt es,
    die Instrumentarien der IHK-Gründerberatung weiter zu entwickeln,
    insbesondere in Richtung digitaler Information und interaktiver Vernetzung.

    Mit besten Grüßen
    Ihr

    Robert Ummen

  • Passend noch zum Thema:

    Eine Petition möchte das Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern vom 18.12.1956 (IHKG) reformieren. Dabei sollen die Aufgaben der Industrie- und Handelskammern genauer definiert werden. Die Kammern sollen sich keinen Wettbewerb mit Ihren Mitgliedern liefern und müssen deutlich transparenter werden. Zudem sollen sich die IHKs in Ihren Aufgaben an den Belangen der Mehrheit Ihrer Mitglieder orientieren.

    Für moderne, demokratische, transparente und schlanke IHKs in Deutschland !

    https://epetitionen.bundestag.de/index.php?action=petition;sa=details;petition=24793

    Bitte geben nehmen Sie an der Petition teil. Vielen Dank

  • Sehr geehrter Herr Wenzlaff,

    Die Wahl ist gelaufen. Erst heute habe ich Ihre Fragen entdeckt. Als wiedergewähltes Mitglied der Vollversammlung nehme ich gern – wenn auch spät – Stellung.

    – Wie stehen Sie zu elektronischen Partizipationsformen in der IHK?

    Die Berliner IHK überfrachtet ihrer Webseite mit Eigendarstellung. Viele der Informationen können Sie auf zig anderen Webseiten googeln. Allerdings versucht die IHK Administration, Informationen über die Arbeit der Vollversammlung und des Präsidiums zu verschleiern. Man hat nur Zugang zu Vollversammlungsprotokollen, wenn man sich ins interne IHK-Web einloggen kann. Das Log-In erhält man nach Einloggen in das Bildschirmformular, wenn man seine IHK-Mitgliedsnummer weiß. Das Passwort wird einem später dann per Brief zugeschickt – Web-Steinzeit.

    Das ist der bewusste Versuch, den Zugang zu Vollversammlungsprotokollen zu erschweren. Als ich 2007 den Hauptgeschäftsführer darauf hinwies, meinte er, er hätte nichts gegen einen erleichternden Zugang, doch müsse es mit anderen IHKn abgestimmt werden. Diese Abstimmung hat trotz mehrfacher Nachfrage in den letzten 5 Jahren keine Veränderung gebracht.

    – Wie stehen Sie zu einem eigenen Bündnis für die Kreativwirtschaft (analog
    dem Dresdner Modell) in Berlin?

    Das macht die Kreativwirtschaft doch bisher auch in Eigenregie ganz gut. Zumal gerade kleine Unternehmen die IHK ablehnen. Das ist keine Koordinationsaufgabe einer IHK, weil hier partikulare Interessen verfolgt werden. Das wäre Aufgabe von Spartenverbänden. Wenn zur IHK-Wahl ca. ein Drittel der Wahlbriefe postalisch unzustellbar waren, dann weiß die IHK nicht einmal, an wen sie sich wenden soll.
    Es wären aber sicher ein paar neue – durch die Pflichtmitglieder zu finanzierende – Arbeitsplätze innerhalb der IHK-Bürokratie.

    – Wie stehen Sie zur Kammerpflicht?

    Kammerpflicht ist nicht zeitgemäß. Die Kammer kann nicht für die Wirtschaft sprechen, denn die Wirtschaft sind nahezu wir alle, neben Unternehmern auch die Beschäftigten und Arbeitslosen, die einen Job suchen. Es gibt kein gemeinsames Interesse, das eine Kammerpflicht benötigt.

    In der letzten Kammerzeitschrift wurde der IHK-Hauptgeschäftsführer zitiert, dass die IHK Berlin eine Erhöhung des Mindestlohns in den Vergaberichtlinien Berlins von 7,50 auf 8,50 ablehnt. Spricht er da für uns alle? Siehe dazu: http://www.ihk-berlin.de/share/flip/Berliner-Wirtschaft_Juli-Agust-2012/index.html#/33/zoomed

    – Wie kann man die digitale Kommunikation der IHK verbessern?

    Indem die Vollversammlung konkrete Vorstellungen mehrheitlich beschließt. In der neunen Vollversammlung, mit 55 neuen Mitgliedern gibt es dafür eine Chance, wenn man gute und nachvollziehbare Konzepte einbringt.

    – Wie kann man die Gründerberatungen der IHK verbessern, insbesondere für
    Startups im Bereich der digitalen Medien?

    Jede neue Gründung ist neue Konkurrenz für bisherige IHK-Zugehörige. Alle wissen das, viele denken das, wenige wagen, es zu äußern. Man kann darüber nachdenken, ob Gründungsberatung nicht besser bei den Arbeitsagenturen und Berufsverbänden – die immer auf der Suche nach neuen freiwilligen und zahlungsbereiten Mitgliedern sind – untergebracht werden sollte.

    Was die IHK anbietet, sagt Ihnen auch jeder Steuerberater. In der IHK sitzen größtenteils keine Kaufleute, sondern ca. 230 Verwaltungsangestellte, die selten ein eigenes Gewerbe hatten und die im Interesse ihres Arbeitsplatzes bemüht sind, ihren aufgeblähten Apparat und eine sehr teure Geschäftsführung zu rechtfertigen.

    Weitere über die Eindrücke aus 5 Jahren Vollversammlung in der IHK-Berlin finden Sie hier: http://www.ihkvv.de

    Mit freundlichen Grüßen
    Egon Dobat

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