5 Schritte zum Suchen und Finden von Communities

Es gab mal eine Zeit – und das ist noch gar nicht so lange her – in der Markenbetreiber, Unternehmen und Organisationen dem Irrglauben folgten, dass sie eine eigene Community-Plattform kreieren müssten um Kunden und Interessenten erfolgreich zu binden. Heute ist man bisschen schlauer und beginnt zunächst mit einer Recherche dazu, wo im Web bereits über das eigene Produkt, die Marke, das Unternehmen oder die Organisation gesprochen wird.

Werkzeug by Maik Meid (flickr CC-by)

Im Folgenden fasse ich die wesentlichen fünf Schritte zur Vorfeldrecherche zusammen. Je nach Investitionsvorhaben kann eine solche Recherche an einem Tag grobe Ergebnisse zu Tage bringen oder Tiefenrecherche und intensive Analysen (mit weit mehr Instrumente und Schritten als hier dargestellt) über mehrere Wochen umfassen.

1. Schritt: Analyse der eigenen Internetseite

Beginnen Sie zunächst bei der eigenen Internetseite: Analyse-Instrumente wie GoogleAnalytics und BacklinkChecker helfen festzustellen, woher der Traffic auf Ihre Seite kommt. Schauen Sie sich die Seite an, auf die Sie dabei stoßen und mit welchen Suchwörtern die Besucher zu Ihrer Internetseite gelangen.

2. Schritt: Gezielte Suche in Foren, Wikis und Blogs

Suchen Sie z.B. über ein Wiki-Verzeichnis und der Google-Blogsuche nach Ihrem Produkt und Ihrem Unternehmen. Schauen Sie sich an, zu welchen Anlässen und an welchen Orten sich Menschen darüber unterhalten, sich dazu informieren und darüber diskutieren.

3. Schritt: In den Sphären der sozialen Netzwerke recherchieren

Suchen Sie in sozialen Netzwerken nach Gruppen und Seiten zu Ihrem Produkt und Unternehmen. Schränken Sie die Suche nicht nur auf die globalen oder bundesweiten Netzwerke ein, sondern achten Sie dabei auch auf regionale soziale Netzwerke in Ihrer Umgebung.

4. Schritt: Echtzeit-Kommunikation im Social Web beobachten

Binden Sie auch die Echtzeit-Suche bei Twitter in ihre Suche ein. Suchen Sie nach Personen, die über Ihr Produkt oder Ihr Unternehmen sprechen. Beobachten Sie welche Hashtags sie dabei verwenden und wer auf das Thema reagiert. Die Analyse der Echtzeit-Kommunikation lohnt sich insbesondere, wenn branchenrelevante Veranstaltungen stattfinden und damit ein höheres Maß an Peer-Kommunikation zu beobachten ist.

5. Schritt: Online-Monitoring ist der ständige Begleiter

Das Online-Monitoring mit Diensten wie Google Alerts wird Ihnen dauerhaft Hinweise geben, wo und wann über Ihr Unternehmen oder Produkt geschrieben wird. Verwenden Sie auch Schlüsselwörter Ihrer Mitbewerber. Denn wer an den Produkten der Mitbewerber interessiert ist, könnte auch Bedürfnisse äußern, die für Ihre Lösung interessant sind.

Analyse und strategische Entscheidung

Abschluss der Recherche bildet die Analyse der Ergebnisse. Sie sollte zu der Entscheidung führen, ob Sie eine eigene Community aufbauen oder es bestehende Community-Strukturen gibt, an welche Sie sinnvoll anschließen können. Im Grunde genommen sind dies die grundlegenden Schritte zur Informationsgewinnung, die vor jeder strategischen Entscheidung zugunsten der Einführung oder Ausweitung von Aktivitäten in sozialen Medien durchgeführt werden sollten.

ikosom bietet Unternehmen und Organisation Unterstützung bei der Anfertigung von Umfeldanalysen an. Sprechen Sie uns gerne an.

Kinderbeteiligung im Netz – Chancen und Herausforderungen

Ist von ePartizipation bei „Nicht-Erwachsenen“ die Rede, findet sie sich fast ausschließlich in Bezug auf Jugendliche als Zielgruppe wieder. Die jugendlichen Teilnehmenden von ePartizipations-Projekten haben zu großen Teilen bereits das Internet in ihre Lebenswelt integriert und Erfahrungen gemacht. Die Debatte vernachlässigt bisher Kinder als Zielgruppe. Zur Entwicklung einer Partizipationskultur und um sich gesellschaftliche Beteiligung früh und selbstverständlich anzueignen, sollten Kinder stärker in den Fokus von Online-Partizipationsmöglichkeiten genommen werden.

Beteiligungsformen und -möglichkeiten von Kindern, beispielsweise Grundschulkindern, die gerade erst beginnen, digitale Medien zu entdecken, finden sich in den Auseinandersetzungen über netzbasierte Beteiligung kaum wieder. Demgegenüber steht die tatsächliche Nutzung digitaler Medien durch jüngere Kinder. Sie bewegen sich zunehmend vielfältig und selbstverständlich im Internet. Die Standarduntersuchung KIM des medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest stellte bei jeder Erhebung eine erneute Steigerung der Internetnutzung im Alter zwischen 6 und 10 Jahren fest. Ihre Aktivitäten gehen oftmals über die Spieleangebote für Kinder hinaus. Sie suchen im Internet Informationen und Angebote, die ihre Lebenswelt und Interessen betreffen. Besonders eine Erhöhung in der Nutzung sozialer Medien und kommunikativer Aktivitäten konnte in den letzten Jahren festgestellt werden. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der KIM 2012 im April 2013 (www.mpfs.de) wird das nochmals verdeutlichen.

Das Interesse an Internetangeboten, die soziale und kommunikative Komponenten kindgerecht einbinden, lässt sich durch das zunehmende Bedürfnis von Heranwachsenden erklären, sich Gleichaltrigen zuzuwenden und mit ihnen in den Austausch zu treten. Vor allem digitale Medien bieten einen idealen Nährboden zur Selbstdarstellung, Selbstwirksamkeit und der Herausbildung sozialer Kompetenzen.

Das Internet bietet Kindern geeignete Möglichkeiten, um sie frühzeitig an Partizipationsverfahren heranzuführen.

Der erste Schritt zur Online-Beteiligung und die Bereitschaft zur Teilhabe sind im Grunde genommen durch die Kinder selbst bereits gemacht: sie haben gegenüber digitaler Medien eine  grundsätzlich positive Einstellung und sind durch ihre kindliche Neugierde offen für neue Dinge. Sie orientieren sich immer stärker an Gleichaltrigen und suchen verstärkt nach Austauschmöglichkeiten. Kindern eine Mitsprache und Anlässe zum Mitgestalten zu gewähren, die Wirkungen erzeugen und Veränderungsprozesse nach sich ziehen, sind vor diesem Hintergrund fast schon eine logische Konsequenz.

Kai Hanke, Medienreferent des Deutschen Kinderhilfswerkes, ist der Meinung, dass es „keine Frage des Alters ist, wann ein Kind Beteiligungsmöglichkeiten geboten bekommen sollte“. Vielmehr, so Hanke, ist „Beteiligung immer auch altersabhängig, weil sie sich nach dem Grad der kognitiven und sozialen Entwicklung eines Kindes richten sollte“. Das Internet bietet auch für jüngere Kinder hervorragende Voraussetzungen für Beteiligungsverfahren und hat die Möglichkeit, ihnen schon frühzeitig Partizipationskompetenzen zu vermitteln. Die Gründe, die Hanke anführt, sind einleuchtend: „Zum einen kann man dadurch leichter Angebote für kindliche Zielgruppen entwickeln, die diese wirklich interessieren und die den Kindern auch Spaß machen. Zum anderen ist frühe Beteiligung wichtig, um Kinder in ihrem Selbstwert zu bestärken und ihre Kompetenzen zur Mitgestaltung ihrer Lebenswelt zu fördern“.

Kinder wollen sich beteiligen – Drei Beispiele aus der Praxis

Viele Internetseiten für Kinder bieten bereits Möglichkeiten, sich einzubringen: Kinder können sich registrieren und eigene Kommentare oder Artikel verfassen. Bislang gibt es allerdings wenige Seiten, die darüber hinaus ihren jungen Userinnen und Usern Partizipationsverfahren anbieten und sie in die Aus- und Mitgestaltung konsequent einbinden.

www.knipsclub.de
www.knipsclub.de 

Der knipsclub, eine Fotocommunity für Kinder von 8 bis 12 Jahren, ist eines dieser wenigen Angebote. Er wurde vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis entwickelt und seither pädagogisch betreut. In der geschlossenen Plattform können die Kinder eigene Fotos hochladen und mit anderen Mitgliedern teilen. Mit kurzen Videobeiträgen und Mitmachangeboten werden Informationen über Datenschutz und sichere Kommunikation vermittelt.

„Fotografie ist ein Medium, das Kinder schon in frühen Jahren nutzen und lieben, denn über Fotos können sie ihre Sicht auf die Welt zeigen“, so Kati Struckmeyer vom JFF. Die Community nutzt diese Begeisterung und bietet darüber hinaus aktive Beteiligung und Austauschmöglichkeiten. Struckmeyer betont: „Im Knipsclub gibt es die Möglichkeit, in einem sicheren Rahmen Fotos hochzuladen. Sicher heißt hier, dass die Fotos vor der Veröffentlichung erst von der Redaktion geprüft werden und nur für Community-Mitglieder einsehbar sind. Außerdem werden die Kinder vor dem Upload über das Urheberrecht und das Recht am eigenen Bild informiert.“

www.kindersache.de
www.kindersache.de

Das Deutsche Kinderhilfswerk bietet mit seinen Internetseiten Kindersache und Juki ebenfalls Online-Beteiligungsmöglichkeiten, die über das Kommentieren und Verfassen von Artikeln hinausgehen. Bei Kindersache finden Kinder, neben Informationen über Rechte von Kindern und Wettbewerbe, auch einen kindgerechten, moderierten Chat. Außerdem haben sie durch das Verfassen eigener Beiträge und dem Veröffentlichen eigener Geschichten die Möglichkeit, ein Teil der Redaktion zu werden. Juki (ehemals Clipklapp) ist eine Videocommunity, die auch für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren gedacht ist. Ebenfalls als geschlossene und pädagogisch betreute Plattform können sich Kinder auf Juki altersgerechte Videos angehen und eigene hochladen.

www.juki.de
www.juki.de

Kai Hanke betreut diese Angebote und meint, „mit den Onlineangeboten des Deutschen Kinderhilfswerkes versuchen wir zu gewährleisten, dass diese noch viel mehr Beteiligung von Kindern ermöglichen.“ Die Beteiligung geschieht beispielsweise bei der Gestaltung von Angeboten, in die Kinder mit einbezogen und nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gefragt werden. Neben dem Schreiben von Artikeln und Kommentaren können die eigene Video- und Audiobeiträge hochladen, mit denen sie sich selbst und ihren Wünschen und Vorstellungen Ausdruck verleihen.

Die Beispiele zeigen jungen Surfanfängern aktivierende Wege auf, um sich altersgerecht in einem überschaubaren und sicheren Raum zu beteiligen. Sie lernen mit Hilfe der pädagogischen Betreuung verschiedene Beteiligungsformen kennen, um sich eine Stimme für Themen, die sie interessieren, zu verschaffen. Die partizipativen Angebote orientieren sich dabei an denen für ältere Kinder und Erwachsene, sind allerdings auf die Interessen und Fähigkeiten der Kinder zugeschnitten. Vor allem Instrumente und Formate, die einen lebensweltlichen – weniger einen politischen – Bezug herstellen und die Kinder zum eigenen Produzieren und Veröffentlichen von Beiträgen anhalten, sind ein wichtiger Bestandteil der Angebote.

Herausforderungen zwischen Fähigkeiten, Jugendschutz und Aufwand

Generell stellen sich Anbietern von Internetangeboten für jüngere Kinder besondere Herausforderungen, die in erster Linie eine genaue Kenntnis ihrer Zielgruppe erfordert. Formate, die partizipative Elemente einsetzen, betrifft das ganz besonders. Das Bewusstsein, dass ihre Userinnen und User, ihre Lese- und Schreibkompetenz sowie kognitive Fähigkeiten und soziale Kompetenz gerade ausbilden und sich je nach Entwicklungsstand noch verstärkt unterscheiden, ist eine nennenswerte Herausforderung. Beispielsweise muss sich ein Kind, das seine ersten Surferfahrungen macht, in diesen Umgebungen erst zurecht finden und benötigt eine andere Zuwendung als eines, das bereits viel und vielfältig das Internet erkundet hat. Für ePartizipationsverfahren bedeutet das eine Öffnung in Richtung der kindlichen Wahrnehmung und die Bereitschaft, auf die individuellen Fähigkeiten und Wünsche einzugehen und diese ernst zu nehmen.

Auch seitens des Jugendschutzes gibt es Herausforderungen, die es erfordern, aber auch befördern, diese Angebote auf eine sichere und geschlossene Umgebung einzugrenzen. Das kindgerechte Ausprobieren steht hierbei im Mittelpunkt. Die ersten Gehversuche, sich mit Hilfe von ePartizipationsverfahren Ausdruck zu verschaffen, stellen einen Lernprozess dar, der Rückschläge und Hindernisse beinhalten kann. Der geschützte Raum ist daher nicht als Begrenzung im negativen Sinne, sondern vielmehr als Übungsort zu verstehen, der auf die Bedürfnisse des Kindes eingestellt ist.

Die größte Herausforderung, die auch als Hemmnis beschrieben werden kann, ist der Umstand, dass diese Angebote sehr teuer in der Unterhaltung sind. Da der persönliche Kontakt und die Beziehungspflege im Mittelpunkt stehen, ist ein großer personeller Aufwand nötig.

Kati Struckmeyer spricht aus Erfahrung: „Redaktionelle Inhalte müssen eingestellt und aktualisiert werden, Fotos geprüft, Kommentare gegengelesen, Mitglieder freigeschaltet werden. Außerdem setzen wir stark auf den persönlichen Kontakt zu den Kindern. Das heißt, dass ich das Kind, das versucht hat, ein Foto von der Barbie-Homepage als sein eigenes hochzuladen, auch anschreibe, dass das aufgrund des Urheberrechts nicht geht. Der Lerneffekt für die Kinder ist so garantiert, aber es kostet von unserer Seite aus viel Zeit und Budget.”

Die Kenntnisse über die altersabhängigen und individuellen Fähigkeiten der Kinder, die Aspekte des Jugendschutzes und die Herausforderung des Aufwandes stellen gewissermaßen auch Gelingensfaktoren im Zusammenhang mit erfolgreichen ePartizipationsverfahren dar. Dabei steht im Mittelpunkt, die Kinder an Partizipation heranzuführen und ihnen Wege zu eröffnen, sich mit der Unterstützung von Erwachsenen für ihre eigenen Interessen und Ziele einzusetzen.

Zusammenfassung – Mehr ePartizipations-Angebote für Kinder!

Je früher Kinder erkennen, dass sie durch ihr Handeln Veränderungen herbeiführen können, desto besser. Sie müssen dabei unterstützt und ihnen müssen geeignete Wege aufgezeigt werden. Das gilt sowohl online als auch offline.

Auch im Zusammenhang der frühzeitigen Entwicklung einer Partizipationskultur bleibt eine der wichtigsten Notwendigkeiten, weiterhin verstärkt digitale Medien in den Alltag kinderbetreuender und -begleitender Einrichtungen pädagogisch zu integrieren.

Bezogen auf ePartizipationsverfahren sind die Herausforderungen groß, aber die Investition lohnt sich. Die Praxisbeispiele zeigen, dass das Wahr- und Ernstnehmen von Kindern einen besonderen Stellenwert einnimmt. Die Mitwirkungsmöglichkeiten der Projekte erzeugen unmittelbare Wirkungen.

Im Verhältnis zu Beteiligungsverfahren für Jugendliche und Erwachsene sind es kleine Projekte, Bereiche und Themen, dennoch werden dadurch erste Gehversuche unternommen. Den Mut für mehr ePartizipation von Kindern müssen die Erwachsenen aufbringen.

 

Dieser Bericht ist für das Projekt youthpart angefertigt worden und wurde zuerst im Rahmen des Dialog Internet veröffentlicht. Dieses Werk bzw. dieser Inhalt von Kristin Narr (ikosom) steht unter einer Creative Commons Namensnennung – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/de/

Wikipedia, Unternehmen und PR

Am Dienstag vergangener Woche veranstaltete ikosom im RallyPad eine Veranstaltung unter dem Titel „Wikipedia, Unternehmen und PR“. Die Wikipedia ist vermutlich das bekannteste Crowdsourcing-Projekt. Wer sich schon mal daran versucht hat umfassende Änderungen an Beiträgen vorzunehmen oder einen neuen Artikel anzulegen, der wird rasch merken, dass die Community eine Reihe von Leitlinien und Regeln zur Qualitätssicherung entwickelt hat.

Unternehmen und PR

Für Unternehmen ist Wikipedia ein relevanter Ort zur Sicherung der Unternehmensreputation. Ihr Ziel ist es, dass nach Informationssuchende dort aktuelle und relevante Informationen finden – Kritik eher weniger. Doch die Wikipedia ist kein Instrument der Unternehmens-PR, das haben auch schon einige größere Konzerne erleben müssen. Mitunter beauftragen sie Agenturen zur Verbesserung der einschlägigen Beiträge oder nehmen die Änderungen selbst vor. Auch steht es ihnen offen einen verifizierten Unternehmens-Account zu einzusetzen und damit das eigene Vorgehen transparent zu gestalten.

Kürzlich wurde eine Befragung in der deutschsprachigen Wikipedia-Community zur Frage des Umgangs mit bezahlten Schreibern durchgeführt. 43 von 281 Teilnehmenden sind dagegen, dass Unternehmen an der Wikipedia mitarbeiten. Sie sollten maximal Hinweise auf Diskussionsseiten geben. 157 Personen sagten hingegen, dass Unternehmen uneingeschränkt mitarbeiten dürfen – nur der Inhalt zähle. Ein Verbot bezahlten Schreibens wäre ohnehin nicht durchsetzbar. Die Diskussion machte jedoch deutlich, dass verschiedenste Ängste rund um das Themenfeld bezahlte Schreiber (u.a. Motivations- und Qualitätsfrage) zu berücksichtigen sind.u

Die Wikipedia-Community selbst ist an der Klärung des Umgangs mit bezahltem Schreiben ebenfalls sehr interessiert. Zuletzt wurde eigens ein Community-Projekt dazu gestartet. Der Projektleiter Dirk Franke nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil. Über weitere Veranstaltungen zur Vertiefung der Diskussion wird zu gegebenen Zeitpunkt auf der Projektseite informiert.

Das Freiwilligen-Phänomen Wikipedia

Eines sollte man bei der Bewertung von Wikipedia nie vergessen: Wikipedia ist und bleibt ein Freiwilligenprojekt. Jede/r macht nur was und soviel er oder sie will. Das führt dazu, dass manche Baustellen und Diskussionen ungeklärt bleiben. Es gibt keine Chefredaktion, an die man sich wenden könnte und keine festen Zuständigkeiten. So bleibt bleibt durchaus viel Zufall im „Spiel“, was die Bearbeitung von Beiträgen anbelangt.

Uwe Rohwedder nahm in seiner persönlichen Betrachtung der Wikipedia-Community folgende Unterscheidung vor: Die Masse der Benutzer sind Gelegenheitsbeiträger. Davon gibt es etwa 20.000 aktive Benutzer. Etwa 1.000 von ihnen können als heavy user imt mehr als 100 Bearbeitungen pro Monat bezeichnet werden. Das ist die aktive Community, die diskutiert und Aufgaben übernimmt. Und dann gibt es noch den Kern der „inneren“ Community, die sich auch mit der Entwicklung des Projekts an sich beschäftigt. Diesen Personenkreis mit dem höchstem Involvement besteht seiner Schätzung nach aus 300-500 Personen.

Das Freiwilligen-Projekt Wikipedia ist der ständigen Dynamik aus Freiwilligkeit und Motivation ausgesetzt. Und natürlich sind die Kapazitäten der Freiwilligen, die in ihrer Freizeit noch Änderungen sichten und sich an Diskussionen beteiligen, begrenzt. Selber Artikel inhaltlich editieren, Änderungen und allein 400 neue Beiträge täglich sichten, an Diskussionen über Artikel und Prozesse teilnehmen – da wird der ein oder andere Beitrag etwas Geduld haben müssen. Der Community-Kern stagniert, nicht aber die Anzahl der Artikel und Änderungen.

Wikipedia und Nonprofit-Organisationen

Spendensammelnde Organisationen sind ebenso wie Unternehmen daran interessiert den Traffic ihrer Internetseiten zu steigern. Ihnen darf ebenso ein Interesse unterstellt werden wertvolle Backlinks zu generieren. Ein Beispiel für den Linkaufbau einer Nonprofit-Organisation in Wikipedia ist beispielsweise die Stiftung Warentest (aktuell 646 Treffer).

Viele Backlinks steigern den Traffic und das hilft bei der Suchmaschinenoptimierung. Doch ebenso muss die Frage nach der Qualität und Ausgewogenheit von Artikel gestellt werden. Am Beispiel des WWF, dessen Wikipedia-Eintrag nur 95 Wörter über die 50-jährige Geschichte aber 1279 Wörter zu Kritik enthält, ist die Frage berechtigt, wie viele Spender und Unterstützer ein schlechter Wikipedia-Eintrag kostet. Für auf Spenden angewiesene Vereine und Organisationen ist das eine bedeutsame Frage!

Ein interessanter Ansatz zur Selbsthilfe sollte hier ebenfalls Erwähnung finden: Das Wikipedian in Residence-Programm. Dabei wird ein/e erfahrene/r Wikipedia-Autor/in für einen mehrmonatigen Zeitraum zur Mitarbeit in einem Unternehmen oder in einer Organisation eingeladen. Die Person unterstützt die Aufnahme-Institution bei der Erstellung von Artikeln und hilft beim Aufbau von Wikipedia-Kompetenz bei den Mitarbeiter/innen. Insbesondere für große Organisationen mit vielen relevanten Inhalten oder Verbünden von Organisationen könnte dies ein lohnenswerter Ansatz sein.

Fazit

Vielen Dank insbesondere an Markus Franz (Sucomo Consulting) und Dr. Uwe Rohwedder (Wikipedia-Autor) für die interessanten Einblicke und die gute Diskussion.

Das Fazit des Tages war unerwartet einfach:

 

Seminar „Themen für soziale Netzwerke“

Akademie für PublizistikVom 16. bis 17. Mai erprobte ich bei der Akademie für Publizistik ein neues Seminarkonzept „PR im Web: Themen für Soziale Netzwerke“. Mit den Teilnehmenden arbeitete ich zu Themen wie Themen für Social Media-Kanäle finden und planen, Redaktionspläne für Facebook, Twitter und Blogs erstellen, Texten für Social Media: die richtige Ansprache, Einbinden und Aktivieren der Zielgruppe, Communities suchen und aktivieren und Social Media Measurement – relevante Erfolgsindikatoren.

Ziel des Seminar war es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage zu versetzen

  • Redaktionspläne für Social Media-Kanäle erstellen
  • eine Community aufbauen und entwickeln und
  • Monitoring auf Social Media ausweiten.

Der Foliensatz des Seminars ist öffentlich auf Slideshare zugänglich und steht dort auch zum Download bereit. Das Seminar kann bei ikosom in Teilen oder in Gänze auch als inhouse-Veranstaltung gebucht werden.

Crowdscience: Crowdfunding JD2013 – Kampagnenstart (VI)

(ein Beitrag von Simon Schnetzer, Gründer des Projekts „junge Deutsche“ und ikosom-Experte für digitalen Gesellschaftswandel)

Liebe Unterstüzerinnen und Unterstützer,

€ 185 in den ersten 4 Tagen! Vielen herzlichen Dank an alle, die uns schon dabei unterstützen, dass wir weitermachen können! Und vielen Dank an all diejenigen, die sich noch einen Ruck geben und es auch tun werden. Denn wir brauchen wir noch mehr Geld, damit wir mit den Ergebnissen Aktionen durchführen und als Open Data und schöne Studie veröffentlichen können. Diesem Link bitte folgen und Daumen hoch für Reichweite geben, oder Euros und was bewegen: http://www.sciencestarter.de/jungedeutsche-crowdfunding

 

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Studie zu Collaborative Consumption – Welche Kriterien gibt es für die Shareconomy-Plattformen?

ikosom forscht zum Trend Collaborative Consumption. In diesem Blogpost wollen wir die Kriterien veröffentlichen, die wir bei der Untersuchung der Plattformen berücksichtigen wollen. Wir freuen uns dazu über Euer Feedback.

Was ist Collaborative Consumption?

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Screenshot: Foodsharing.de

Nutzen statt Besitzen, Leihen statt Kaufen, Teilen statt Haben sind die Schlagworte zum Thema Collaborative Consumption. Es geht also darum, dass nicht jede_r mehr alles besitzen muss, sondern Ressourcen geteilt, getauscht und weitergegeben werden. Das Prinzip ist nicht unbedingt neu, die aktuelle Nachhaltigkeitsdiskussion gepaart mit den Möglichkeiten des Web 2.0 hat dem KoKonsum aber eine Renaissance beschert.

Neben den schon lange etablierten Formen wie Car- und Bikesharing kann inzwischen (fast) alles gemietet, geliehen, getauscht und geteilt werden, vom Parkplatz (unserparkplatz.de) über die Bohrmaschine und den Gemüsegarten (meine-ernte.de) bis hin zum Abendessen (foodsharing.de).

Die Vorteile: Ressourcen werden geschont, der_die Einzelne spart Kosten, Menschen begegnen sich in interessanten Netzwerken, …

Wir finden das unglaublich spannend und werden uns daher in den nächsten Monaten näher mit dem Thema beschäftigen.

Was haben wir vor?

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Screenshot: Mundraub.org

Ziel ist es, eine Übersicht über die deutschsprachigen Plattformen zu erhalten und herauszufinden, wer was mit wem auf welche Weise und in welchem Ausmaß teilt. Die ersten Ideen zu Kriterien, deren Erfassung interessant sein könnte und die wir hier gern zur Diskussion stellen möchten, sehen so aus:

  1. Welche Ressource wird geteilt?
  2.  Seit wann existiert die Plattform?
  3.  Wie viele Nutzer_innen hat die Plattform?
  4.  Handelt es sich um ein Verbrauchsgut (z. B. Nahrungsmittel), Gebrauchsgut (z. B. Auto) oder eine Dienstleistung?
  5.  Auf welche Weise wird geteilt: Tausch, Verschenken, Weitergeben nach Gebrauch, gemeinsame Nutzung?
  6.  Kollaborativ oder kooperativ? Wird dieselbe Ressource tatsächlich gemeinsam genutzt?
  7.  Wer teilt mit wem: consumer-to-consumer, busines-to-business, business-to-consumer?
  8.  Werden die Transaktionen mittels Geld abgewickelt? Gibt es alternative „Währungen“ wie Tauschpunkte o.ä.?
  9.  Wie groß ist der Aktionsradius der Plattform: regional, überregional, international?
  10.  Um welche Kategorie von Collaborative Consumption handelt es sich?

Zu 10.:

Es werden allgemein 3 Kategorien unterschieden (nach Botsman und Rogers(2010): What’s mine is yours):

  • Produkt-Dienstleistungssysteme: Nutzen statt Kaufen im Sinne von Verleih/Vermietung, z. B. Maschinenverleih
  • Redistributionsmärkte: Verkauf/Verschenken von gebrauchten Dingen, z.B. ebay
  • Kollaborativer Lebensstil: tatsächlicher geteilter Konsum, z. B. Coworking-Spaces, Obstallmende, Nachbarschaftsautos

 

Wir brauchen Eure Meinungen!

Habt ihr Feedback zu den erarbeiteten Kriterien? Fehlt etwas Wichtiges oder findet ihr einen oder mehrere Punkte überflüssig?

Sollten wir alle drei Kategorien nach Botsman und Rogers mit einbeziehen oder uns lieber nur auf den kollaborativen Lebensstil fokussieren? Die spannende Frage hier: Wo zieht man die Grenze?

Wir sind gespannt auf Eure Hinweise und Ideen – kommentiert hier im Blog oder schickt uns eine Email an wallhaeuser@ikosom.de!

Lesetipps: Botsman, Rogers (2010): What's mine is yours, www.kokonsum.de
logo_kokonsum
Logo KoKonsum.org
Bilder: Screenshots von mundraub.org, kokonsum.de und foodsharing.de


		
	

Digitale Kollaboration im Kontext des Lernens – Voraussetzungen, Herausforderungen und Nutzen

Innerhalb der Co:llaboratory-Initiative „Lernen in der digitalen Gesellschaft“ haben sich Jörg Eisfeld-Reschke und Kristin Narr, gemeinsam mit Lisa-Maria Kretschmer, mit digitaler Kollaboration beschäftigt. Der Text ist im Abschlussbericht der Initiative erschienen und wird nun auch im ikosom-Blog veröffentlicht. Darüber hinaus sprachen die Autoren in der Reihe „Fachgespräche on Air“ über ihre Arbeit und Ergebnisse (Link zur Aufzeichnung).

Jörg Eisfeld-Reschke, Lisa-Maria Kretschmer, Kristin Narr

Gemeinschaftliches Lernen, also das gemeinsame und zielgerichtete Lernen, Denken und Arbeiten in einer Gruppe, ist Kollaboration. Und Kollaboration ist gemeinschaftliches Lernen, da die beteiligten Personen sich in einem Prozess des Austausches und der Reflexion befinden.

Dem Kollaborationsbegriff liegt die aus dem Lateinischen (collaborare) stammende Bedeutung „zusammenarbeiten“ zugrunde. Davon ausgehend ist Kollaboration definiert als Zusammenarbeit von Individuen auf Basis einer Kooperation und geschaffenen Koordinations- und Kommunikationsvoraussetzungen unter Berücksichtigung der organisationalen und persönlichen Kontexte. Jede Kollaboration beruht auf Kooperation, der gemeinsame Absprachen und Konventionen zugrunde liegen, die die Zusammenarbeit regeln. Je nach Koordinationsgrad (Organisations- strukturen, Standardisierung von Produkten, Prozessen und Qualikationen) und Kommunikationskonventionen (synchron/asynchron, Feedbackschleifen) kann die Kollaboration verschiedene Intensitätsgrade annehmen (vgl. Behm 2009).

Menschen streben seit jeher danach, sich mit anderen zusammenzuschließen und gemeinsam aktiv zu werden. Nicht dieses Streben nach Kollaboration ist neuartig, sondern die Vielfalt an Technologien, dieses Vorhaben zu realisieren: Mittels technologischer Werkzeuge schließen wir uns mit neuer Leichtigkeit mit bekannten und unbekannten Personen zusammen – und das unabhängig von Ort und Zeit. Findet die Zusammenarbeit mit digitalen Medien und in (teil-)virtuellen Umgebungen statt, spricht man von digitaler Kollaboration.

Digitale Medien haben keinen Selbstzweck: Durch sie sind wir in der Lage, Umgebungen nach unseren Bedürfnissen zu kreieren und für unsere Zwecke in Gebrauch zu nehmen. Sie werden also je nach Kontext mit unterschiedlichen Zielsetzungen eingesetzt und können sowohl eine Erweiterung der Offlinezusammenarbeit als auch eine Plattform für alle gemeinsamen Arbeitsprozesse darstellen.

Bei der Betrachtung digitaler Zusammenarbeit stehen oftmals konkrete Werkzeuge und Instrumente im Vordergrund. Die Fragen sind vorrangig praxisorientiert und konzentrieren sich auf geeignete Anwendungen. Die Tools, Instrumente und Formen digitaler Kollaboration sind zweckgebunden und stehen in bestimmten Zusammenhängen. Daher rückt eine intensivere und übergeordnete Beschäftigung der damit verbundenen Voraussetzungen, Herausforderungen und Nutzen in den Mittelpunkt dieser Betrachtung.

Voraussetzungen digitaler Kollaboration

Kollaboration – analog wie digital – basiert auf einem positiven Menschenbild, das die Fähigkeit und Bereitschaft zu vertrauen, zu sozialem Denken und zu einem kollektiven Miteinander umfasst. Hinzu kommen der Wunsch und die Zustimmung, mit anderen zusammenzuarbeiten, mit ihnen zu teilen sowie die eigenen Arbeitsprozesse an den Bedürfnissen einer Gruppe auszurichten. Die Motivation dafür basiert auf einer individuellen Überzeugung, dass durch diese Form Zusammenarbeit effektiver und geeigneter erfolgen kann.

Um im digitalen Umfeld kollaborieren zu können, müssen zunächst die technischen Voraussetzungen geschaffen, Hardware zur Verfügung gestellt und ein gemeinsamer Zugang zu Instrumenten bereitgestellt werden. Je nach Intensität der digitalen Kollaboration sind auch der Zugang und die Bearbeitung derselben Arbeitsversion für die Zusammenarbeit notwendig.

Ausgehend von dieser funktionierenden technischen Infrastruktur können Verantwortungs- und Zuständigkeits-, aber auch Abhängigkeitssysteme neu ausgestaltet werden. Digitale Kollaboration ermöglicht dem Einzelnen und der Gruppe die Möglichkeit, selbstbestimmt und selbstverantwortlich im eigenen Tempo zusammenzuarbeiten. Sie setzt aber gleichzeitig eine gemeinsame Arbeitsorganisation und definierte Zuständigkeiten und Absprachen des Einzelnen und der Gruppe voraus. Das durch technische Veränderungen angestoßene Überprüfen klassischer Strukturen und die davon ausgehende Reorganisation von Gruppen ermöglicht die Veränderung von Hierarchien und je nach Intensität der Kollaboration das Testen neuer Abläufe und Formen der Zusammenarbeit.

Dies setzt jedoch voraus, dass die Gruppenmitglieder über individuelle Kompetenzen im Umgang mit digitalen Umgebungen und Instrumenten verfügen. Sowohl die Fähigkeiten zur Bedienung digitaler Instrumente als auch das notwendige Verständnis wird zumindest im geringen Maße vorausgesetzt. Für jene Personen, die in digitaler Kollaboration noch ungeübt sind, stellt sich im Besonderen die Herausforderung, einen Umgang mit dem potenziellen Informationsüberfluss und der Beschleunigung des Austauschens zu finden.

Digitale Kollaboration versetzt den Einzelnen und u.U. die Gruppe in eine stetige Reflexion über den eigenen Arbeitsprozess – ob bewusst oder unbewusst. Das meint zum einen, dass Einzelne sich als Bestandteil innerhalb eines gemeinsamen Prozesses wahrnehmen und sich in ihre Rolle und Aufgabe einfinden, und zum anderen, dass gängige Mechanismen, beispielsweise persönliche Vorgehensweisen, hinterfragt und möglicherweise aufgegeben werden.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass zu den Voraussetzungen digitaler Kollaboration zählt, Arbeitsprozesse an den gemeinsamen Bedürfnissen auszurichten und zu verhandeln. Neben den technischen Voraussetzungen (z.B. Hardwareaus- stattung, Internetzugang, Zugang zu digitalen Instrumenten) müssen auch soziale Faktoren (z.B. Verantwortung, Zuverlässigkeit, Kompromissbereitschaft) gegeben sein. Auf der individuellen Ebene setzt digitale Kollaboration die Fähigkeiten voraus, die digitalen Instrumente für sich in den Gebrauch nehmen zu können, gleichermaßen für andere nutzbar zu machen und den eigenen Arbeitsprozess durch die Wahrnehmung bzw. die Teilhabe an anderen Arbeitsprozessen zu reflektieren.

Herausforderungen digitaler Kollaboration

Wie bereits deutlich wurde, ist der Einsatz digitaler Instrumente in Kooperation und Kollaboration voraussetzungsreich für die beteiligten Personen und die Strukturen, in denen sie agieren. Anders als bei neuen Gruppen, die ohnehin gemeinsame Ver- abredungen für die Zusammenarbeit treffen müssen, fallen die Veränderungskosten für bestehende Gruppen deutlich ins Gewicht. Bestehende Arbeitsprozesse müssen übertragen und auf die Notwendigkeit von Anpassungen an den digitalen Workflow hin untersucht werden.

Die Heranführung an die Nutzung digitaler Instrumente geht in der Regel einher mit Fortbildungen und Übungen, welche die Kapazitäten zumindest in der ersten Zeit binden. Eine Gruppe wird erst dann wieder eine hohe Effzienz erreichen, wenn alle Mitglieder ein ausreichend hohes Anwendungsniveau erreicht haben. Andernfalls ist die Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

In der Regel beschränkt sich der Einsatz digitaler Medien nicht auf ein einzelnes Instrument, sondern auf ein Set an Instrumenten, deren Verwendung zunächst auf- einander abgestimmt werden muss. Für die Sicherstellung einer gemeinsamen und effzienten Verwendung werden zusätzliche Ressourcen in einer Moderation gebun- den, die zu einem gemeinsamen Verständnis, einer einheitlichen Nutzungsweise und aufeinander abgestimmten Prozessen führen soll.

Das deutsche Urheberrecht sieht vor, dass dem Urheber eines Werkes bzw. einer geistigen Schöpfung jegliche Rechte vorbehalten sind. Für den Fall, dass mehrere Personen an einem Werk beteiligt sind, gelten sie laut Urheberrechtsgesetz § 8 Abs. 2 als Miturheber. Änderungen am gemeinsamen Werk sind nur mit Zustimmung der Miturheber zulässig. Diese dürfen jedoch ihre Einwilligung zur Veröffentlichung, Verwertung oder Änderung nicht wider Treu und Glauben verweigern. Vor dem rechtlichen Hintergrund scheint es unabdingbar, weitergehende Vereinbarungen hinsichtlich der Weiterverwendung in Kollaboration entstandener Werke zu treffen.

Zu Recht werden beim Einsatz digitaler Instrumente Befürchtungen einer möglichen Verhaltens- und Leistungskontrolle laut. Überarbeitungsverläufe und Zeitstempel machen die Überprüfung und Zuordnung von Aktivitäten – wer trägt wann und wie viel bei – vermeintlich einfach. Diese Annahme ist insofern berechtigt, dass zumindest eine soziale Leistungskontrolle auch im digitalen Raum stattfindet. Für eine tatsächliche Leistungskontrolle sind die Nutzungsdaten digitaler Instrumente keinesfalls ausreichend. Sie können stets nur jenen kleinen Ausschnitt der Aktivitäten darstellen, die in gemeinsamen Instrumenten stattfinden. Für eine formale Einbeziehung digitaler Nutzungsdaten wäre ohnehin eine Mitbestimmungspflicht bindend sicherzustellen.

Nutzen digitaler Kollaboration

Selbst wenn eine Reihe von strukturellen, technologischen und sozialen Voraussetzungen erst geschaffen werden müssen, deren Etablierung Ressourcen bindet, kann sich diese Investition langfristig auszahlen.

Die Technologien erleichtern nicht nur die Vernetzung mit bekannten und unbekannten Personen, sondern anschließend ebenfalls – sobald neue organisationale Strukturen geschaffen und Zuständigkeiten geklärt sind – die Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Gruppeninterne Kommunikation und Absprachen werden vereinfacht, da jeder potenziell über den Zugang zu relevanten Informationen verfügt und so Zeitverlust durch umständliche Kommunikationsschleifen minimiert wird. Nicht nur Kosten für Arbeitsräume und (Informations-)Transaktionen sinken, auch Frustration über Missverständnisse und dadurch entstehende Mehrarbeit kann vermieden werden.

Selbst inhaltlich zeichnen sich Vorteile ab – Stichwort: kollektive Intelligenz. Hat sich ein Team gebildet, stehen die individuellen Erfahrungen, das Wissen und Know-how zentral gebündelt zur Verfügung. ldeen können in Echtzeit mitgeteilt und durch das Feedback der Gruppe unmittelbar weiterentwickelt werden. Ein kurzes Nachfragen oder selbst nur die Kommunikation über einen Sachverhalt löst Denkblockaden und die eigene Argumentationslogik wird schon während des Entwicklungsprozesses auf die Probe gestellt. Durch die Vernetzung von Denken und Arbeiten kann eine Gruppe die Entstehung, Entwicklung und die konkrete Umsetzung von Ideen und Projekten von Beginn an gemeinsam erleben und so im Prozess miteinander und voneinander lernen.

Dies fördert nicht nur eine positive Teamdynamik, auch auf individueller Ebene wirkt diese Art der Zusammenarbeit motivierend. Zum einen wird durch die Möglichkeit – oder mehr noch Aufforderung – zur Partizipation der Einzelne in dem Gefühl bestärkt, dass die eigene Meinung gefragt ist und er auf das Gelingen eines gemeinschaftlichen Projekts tatsächlich einen Einfluss hat. Zum anderen sind aufgrund des transparenten Entstehungsprozesses Entscheidungen nachvollziehbar und stoßen somit potenziell auf mehr Verständnis und Akzeptanz.

Weiterhin ist – gegeben sei der technische Zugang – im digitalen Umfeld eine hier- archiefreiere Zusammenarbeit möglich. Im Analogen können ab einer bestimmten Gruppengröße die Mitglieder nicht mehr direkt interagieren. Um Aufgaben mit einer großen Anzahl an Beteiligten zu realisieren, ermöglichen klassische Management- und Kontrollstrukturen Kommunikation und Koordination mit möglichst geringem Aufwand. Mittels neuer Technologien lässt sich nun die Organisation dezentral auf vielen Schultern verteilen, wodurch traditionelle hierarchische Organisationsstrukturen obsolet werden. Die Möglichkeit, dabei anonym zu bleiben, verschafft zudem zu Beginn der Zusammenarbeit eine Freiheit, sich als Gleicher unter Gleichen zu bewegen. Nicht Alter, Geschlecht, Rang und Ethnizität stehen im Mittelpunkt. Viel- mehr erlangt man in der Gruppe im Laufe der weiteren Kollaboration Status und Anerkennung durch das stärkste Argument.

Je nach Intensität wird durch digitale Kollaboration die Effektivität von (Lern-)Prozes- sen gesteigert: durch die zentrale Bündelung von individuellen Erfahrungen, Wissen und Know-how, durch eine vereinfachte dezentrale Organisation und Koordination sowie durch eine hohe Motivation in der Gruppe und auf persönlicher Ebene durch die Chance auf Einflussnahme auf Entscheidungen und deren Transparenz.

Abschließende Betrachtung

Die analysierten Voraussetzungen für digitale Kollaboration, die Herausforderungen und der Nutzen digitaler Instrumente machen deutlich, dass es sich um ein viel- schichtiges und komplexes Phänomen handelt. Ein Phänomen, das aufwendig und ressourcenbindend ist. Die Herausforderungen sind bestimmt durch Umstellungen und Veränderungen der Arbeits- und Lernprozesse. Dennoch oder gerade deswegen stecken in digitaler Kollaboration Potenziale, die sich langfristig für den Menschen und die Gemeinschaft auszahlen.

Dabei geht es nicht darum, analoge durch digitale Instrumente zu ersetzen, sondern unterschiedliche Möglichkeiten je nach Kontext und Umgebung sinnvoll und gewinnbringend einzusetzen und nutzbar zu machen.

Das Bekannt- und Bewusstmachen der Herausforderungen und lösungsorientiertes Herangehen sind dabei die Schlüssel, die digitale Kollaboration ermöglichen. Dafür ist es nötig, die unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten positiv einzubinden und nutzbar zu machen, den Einzelnen als Teil der Gruppe mit Aufgaben und Zuständigkeiten zu verstehen und eine stetige Reflexion der Arbeitsprozesse anzustreben.

Im vermeintlichen Widerspruch – gemeinschaftlich individuell lernen – liegt der große Nutzen digitaler Kollaboration. Die gemeinsame Ausgestaltung des Weges, begleitet durch Aneignung und Reflexion von Instrumenten und Umgebungen, führt zu einem Miteinander- und Voneinanderlernen unter allen Beteiligten.

Quellen und weiterführende Literatur

Behm, Astrid (2009): Ein formaler Rahmen zur Beschreibung von Kollaborationssituationen im Softwareentwicklungsprozess – Umgebungsparameter als Auswahlkriterien für CSCW-Werkzeuge. Dissertation. Universität Karlsruhe. Online verfügbar unter: http://digbib.ubka.uni-karlsruhe.de/volltexte/1000011862, Stand: 12.03.2013.

Eine Studie der Forschungsgruppe Kooperationssysteme an der Universität der Bundeswehr München liefert Erkenntnisse zu Zusammenarbeitskontexten, Intensitätsstufen von Kollaboration sowie dem eingesetzten Werkzeugmix.
Denner, Jonathan/Koch, Michael (2012): Digitale Team-Zusammenarbeit in jungen, innovativen Unternehmen – Eine qualitative Interview-Studie. Online verfügbar unter:http://www.soziotech.org/digitale-team-zusammenarbeit-in-jungen-innovativen-unternehmen-eine-qualitative-interview-studie/, Stand:16.02.2013.

Warum aus sozialpsychologischer Sicht das Lernen in Gruppen zu einer höheren Motivation führt und welche Rahmenbedingungen für Gruppenprozesse geschaffen werden müssen, wissen Dieter Frey und Martin Inle, Professoren für Sozialpsychologie.
Frey, Dieter/Inle, Martin (Hrsg.) (2008): Theorien der Sozialpsychologie. Soziales Lernen, Interaktion und Gruppenprozesse: Gruppen-, Interaktions- und Lerntheorien. Band 2. Bern/Göttingen: Huber.

Clay Shirky beschreibt, wie und warum durch digitale Kollaboration Aufgaben schneller, effizienter und hierarchiefreier gelöst werden können. Shirky, Clay (2008): Here Comes Everybody. The Power of Organizing Without Organization. New York: Penguin Books.

James Surowiecki begründet, warum Gruppen bessere Entscheidungen treffen als Individuen. Er stellt Problemtypen und Voraussetzungen zur erfolgreichen Problemlösung in Gruppen dar und illustriert seine theoretischen Denkanstöße mit Praxisbeispielen aus Unternehmen, Märkten und Demokratie.
Surowiecki, James (2005): The wisdom of crowds. London: Abacus.

 

Crowdlounge #07 zum Thema „Crowdfunding – Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte Kultureller Bildung im Land Brandenburg“

wetek.logokreatives-brandenburg-logoAm 6. Mai veranstalteten ikosom, das Regionalbüro Berlin-Brandenburg der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung, Plattform Kulturelle Bildung und die ZukuftsAgentur Brandenburg die Crowdlounge #07, einen Workshop, der sich thematisch mit dem Crowdfunding für Kunst- und Kulturprojekte auseinandersetzte. Als Medienpartner war das Onlineportal Kreatives Brandenburg involviert.

 

In einem einführenden Vortrag erläuterte Karin Blenskens vom ikosom Funktionsweise, Geschichte, Bedeutung und Potential von Crowdfunding.

BMWi-InitiativeKKW-logo4cAnschließend wurde ein Workshop durchgeführt. Stephan Popp von Vision Bakery und Anna Theil von Startnext gaben den insgesamt 90 Teilnehmer_innen in zwei Gruppen praktische Hinweise zur Präsentation eines Projekts auf einer Plattform. Speziell wurden die Budgetplanung, die Gestaltung von Video und Text sowie die Auswahl der Gegenleistungen diskutiert, wobei immer wieder betont wurde, dass alle Entscheidungen dazu sehr projektindividuell getroffen werden müssen.

visionbakery_material_mafialandmade_wahrsager_CrowdfundingDen Abschluss der Veranstaltung bildete eine Diskussion, in der Karin Blenskens mit Katja von Helldorff, Gründerin der Material Mafia, und Gabriele Konsor aus dem Team der Zeitschrift Wahrsager über ihre Crowdfunding-Erfahrungen sprach. Die Material Mafia hatte ihr Projekt über die Plattform Vision Bakery finanziert, der „Wahrsager“ hatte die eigene Internetseite für das Crowdfunding genutzt. Die Vor- und Nachteile beider Formen wurden gegenübergestellt und diskutiert.

Neu bei ikosom: Claudia Gerbaud

Wer bin ich?

Mein Name ist Claudia Gerbaud. Ich bin 24 Jahre alt und wohne seit kurzem in der spannenden und dynamischen Stadt Berlin. Ursprünglich komme ich aus Frankreich, wo ich in einer kleinen Stadt in der Nähe des atlantischen Ozeans geboren wurde.

Mit einem Kopf voller Ideen habe ich meinen weg vom Atlantik über die Gironde, den Bosporus, die Oker und die Seine bis hin zur Spree gefunden.

Was mache ich?

Auf diese Reise hatte ich immer die Kommunikation und Kommunikationswissenschaften im Blick. Ich habe mich zuerst für Kommunikationswissenschaft im Allgemeinen interessiert und mich später auf Öffentliche und Politische Kommunikation in Frankreich und Europa spezialisiert. Erfahrungen habe ich in ganz Europa und auch in verschiedenen Themen der Kommunikationswissenschaft versucht zu sammeln um meine Perspektive zu öffnen sowie möglichst innovative Ideen zu entdecken.

Was mache ich bei ikosom?

Bei ikosom erlebe ich jeden Tag neue Erfahrungen mit einem sehr dynamischen und innovativen deutschen Institut für Kommunikation in sozialen Medien.

Aber um mehr konkret zu sein, arbeite ich bei ikosom hauptsächlich an dem Thema E-Partizipation und dort besonderes für das deutsch-französische ePartizipations-Projekt.

Neu bei ikosom: Monika Wallhäuser

Monika Wallhäuser, die neue Projektmitarbeiterin am ikosom stellt sich vor. Sie wird von Anfang Mai bis Ende Juli 2013 am ikosom arbeiten:

Nach dem Bachelorstudiengang im Fach Agrarwissenschaften in Rendsburg, Kiel und Gießen habe ich in 2011 einen Masterstudiengang der Fachrichtung Nutztierwissenschaften an der MLU Halle begonnen.

In Verbindung mit meiner Masterarbeit zum Thema Crowdfunding für landwirtschaftliche Betriebe mache ich ein dreimonatiges Praktikum am ikosom und freue mich darauf, viele Erkenntnisse aus dem Themenbereich soziale Medien in den landwirtschaftlichen Kontext mitnehmen zu können.

Parallel dazu bearbeite ich am ikosom ein Projekt zum Thema Collaborative Consumption.

Crowdfunding für Genossenschaften – Informations- und Diskussionveranstaltung

Am 3.5. lud die Crowdfunding-Plattform Startnext zur Diskussion rund um das Thema Crowdfunding und Crowdinvesting für Genossenschaften ein. Mit dabei waren die Gründer von Fairnopoly, einem sich gerade im Aufbau befindenden genossenschaftlich organisierten Onlinemarktplatz, die sowohl ihre Erfahrungen zum Crowdfunding weitergaben als auch von der Idee der Genossenschaft 2.0 berichteten.

 

Fairnopoly ist ein Onlinemarktplatz, dessen Schwerpunkt auf Fairness und verantwortungsvollem Konsum liegt. So können zwar grundsätzlich alle Artikel gehandelt werden, fair gehandelte Produkte und Gebrauchtwaren werden jedoch durch besondere Konditionen besonders gefördert. Zudem soll 1 % jeder Transaktion als Spende an Organisationen gehen, die sich der Korruptionsbekämpfung widmen.

Passend zu den Prinzipien Fairness und Transparenz ist Fairnopoly als Genossenschaft organisiert. Jedes Mitglied erhält genau eine Stimme, die es in den Entscheidungsprozess mit einbringen kann, unabhängig davon, ob es mit dem Mindestbetrag von 50 € oder dem Maximalbetrag von 10.000 € an der Genossenschaft beteiligt ist. Die Gewinne sind kein Selbstzweck, sondern werden zu je 1/4 auf gemeinnützige Organisationen, die Anteilseigner, am Aufbau der Plattform beteiligte Personen und den weiteren Ausbau des Marktplatzes verteilt. Durch die regelmäßige Online-Veröffentlichung aller zur wirtschaftlichen Lage der Genossenschaft relevanten Daten wird der Anspruch an eine hohe Transparenz erfüllt.

 

Finanziert wurde Fairnopoly über 2 Kampagnen: zunächst eine Kampagne zur Startfinanzierung über Indiegogo, anschließend eine (mit mehr als 400% der Zielsumme sehr erfolgreiche) Crowdinvesting-Kampagne über Startnext, bei der Interessierte direkt Genossenschaftsanteile zeichnen konnten.

 

Neben den ethischen Aspekten wurde auch die praktische Seite der Organisation als Genossenschaft diskutiert:  eine Genossenschaft hat den Vorteil, dass auch bei Summen über 100.000 € und/oder der Ausgabe einer hohen Anzahl von Anteilen keine Prospektpflicht besteht. Dafür muss jedoch eine Eintragung ins Genossenschaftsregister stattfinden. Ein Nachteil entsteht, wenn zusätzlich Bankkredite in Anspruch genommen werden sollen. Da niemand persönlich verantwortlich gemacht werden kann, gibt es hier unter Umständen Probleme mit der Bewilligung. Bei zusätzlichem Finanzierungsbedarf muss im Zweifelsfall also wieder Verlass auf die Crowd sein.